Können Kräuter, Wurzeln & Co. eine erektile Dysfunktion heilen?
Der Wunsch nach sanften, „natürlichen“ Behandlungsmethoden wächst. Und das ist gut so. Denn starke Medikamente mit einem Risiko für schwere Nebenwirkungen sollten wohlüberlegt eingesetzt werden. Aber können Pflanzenauszüge, Lebens- und Naturheilmittel tatsächlich ernste Erkrankungen wie Erektionsstörungen heilen? Eines ist klar: Hausmittel haben ihre Berechtigung – aber auch ihre Grenzen.
Hausmittel sind, salopp gesagt, Substanzen, Pflanzenteile oder Lebensmittel, die wir alle „im Haus“ haben, bzw. die früher in jedem Haushalt vorrätig waren. Da es in früheren Zeiten keine flächendeckende ärztliche Versorgung gab, musste man sich bei Krankheiten und Verletzungen oft selbst helfen – mit den zur Verfügung stehenden Hausmitteln, die vornehmlich aus der umgebenden Natur stammten.
Wadenwickel gegen Fieber, Kamillendampf bei Schnupfen oder Fencheltee bei Verdauungsproblemen: Wir kennen und nutzen alle hin und wieder alte Hausmittel. Denn bei milden Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen sind Hausmittel oft die beste Wahl. Da es sich bei vielen dieser Hausmittel um Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte alte Rezepte handelt, ist jedoch meist nur „überliefert“ – und nicht bewiesen – wie und wogegen sie wirken.
Heute fassen wir den Begriff etwas weiter und beziehen auch Naturheilmittel, Nahrungsergänzungen oder Homöopathie mit ein. Eines ist all diesen Behandlungsmethoden gemeinsam: Es gilt, genau hinzusehen, worin ihre tatsächliche Wirkung besteht. Lindern Sie leichte Beschwerden? Fördern Sie das Wohlbefinden? Oder heilen Sie eine ernste Erkrankung?
Lebensmittel, Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Medikamente oder Homöopathie – geht es um Erektionsstörungen, finden Betroffene vielerlei Heilsversprechen in den einschlägigen Medien zur Männergesundheit. Denn der Wunsch nach Alternativen zu synthetisch-chemischen Arzneimitteln wächst. Sei es, weil Betroffene das Risiko für schwere Nebenwirkungen vermeiden möchten, weil Naturheilmittel leichter zugänglich sind, oder einfach, weil mehr Menschen generell einen ganzheitlichen Lebensstil pflegen.
Empfehlungen für Hausmittel gegen Erektionsstörungen bedienen also ein konkretes Interesse. Aber was können sie wirklich bewirken? Schauen wir uns die häufig empfohlenen Hausmittel genauer an:
Zu den empfohlenen Mitteln gehören:
Insgesamt kann man sagen, dass eine gute Ernährung, die sich positiv auf die Durchblutung und Herz-Kreislauf-Gesundheit auswirkt, grundsätzlich empfehlenswert ist. Nahrungsergänzungsmittel, Phytopharmaka oder homöopathische Mittel, die bei Erektionsstörungen empfohlen werden, sind bislang jedoch nicht ausreichend erforscht und die bisherige Studienlage liefert keine nachhaltigen Beweise für ihre Wirksamkeit. Wenn überhaupt, sollten sie, am besten nach Rücksprache mit der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt, höchstens als begleitende Maßnahme eingesetzt werden.
Generell und insbesondere bei länger anhaltenden Erektionsstörungen solltest Du immer eine Arztpraxis aufsuchen und Dich gründlich untersuchen lassen. Denn Potenzschwäche und Erektionsstörungen können vielfältige – physische und psychische – Ursachen haben. Besonders wichtig: Sie können ein Anzeichen für eine bisher unentdeckte Gefäßerkrankung sein. In Absprache mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin können Hausmittel eine sinnvolle Ergänzung sein, um Deine allgemeine Gesundheit und Dein Wohlbefinden zu unterstützen.
Hausmittel können bei leichten Beschwerden und Befindlichkeitsstörungen gute Dienste leisten. Die Wirksamkeit empfohlener Hausmittel gegen Erektionsstörungen, wie Ginseng, Macapulver oder L-Arginin, ist jedoch wissenschaftlich nicht nachgewiesen. Vor allem bei Nahrungsergänzungsmitteln und Phytopharmaka (pflanzliche Medikamente) ist Vorsicht geboten, da auch sie Neben- und Wechselwirkungen haben können. Bei länger anhaltenden Potenzproblemen solltest Du immer einen Arzt / eine Ärztin aufsuchen und die Ursachen der Erektionsstörungen abklären. Hausmittel können eventuell nach Absprache therapiebegleitend angewendet werden, um das allgemeine Wohlbefinden zu fördern.
Eine Meta-Analyse4 vorhandener Studien deutet darauf hin, dass L-Arginin Personen mit erektiler Dysfunktion helfen könnte. Dies gilt vor allem für milde bis mittelschwere Fälle. Allerdings ist die Studienlage insgesamt wenig aussagekräftig, da die vorhandenen Studien zu unterschiedliche Voraussetzungen haben und sich schlecht vergleichen lassen.
Die Wirksamkeit vieler Hausmittel bei Erektionsstörungen ist wissenschaftlich nicht belegt. Am besten besprichst Du mit Deinem behandelnden Arzt / Deiner Ärztin, ob und wenn ja, welche Hausmittel für Dich eventuell als Begleittherapie infrage kommen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden allgemein zu unterstützen.
Ja, es können möglicherweise erhebliche Wechselwirkungen auftreten. So kann Ginseng unter anderem Wechselwirkungen mit gerinnungshemmenden Medikamenten haben oder in Kombination mit bestimmten Herzmedikamenten Herzrhythmusstörungen auslösen. Du solltest Deinen Arzt / Deine Ärztin daher immer informieren, wenn Du Nahrungsergänzungsmittel oder Phytopharmaka einnimmst.
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