Geschlechtskrankheiten oder STIs sind eine komplexe Gruppe von Infektionen, die hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen werden. Von Bakterien über Viren bis hin zu Pilzen - diese Krankheitserreger können Männer unbemerkt betreffen, da ihre Symptome oft vielfältig und schwer zu erkennen sind. In diesem Artikel beleuchten wir die Bedeutung der sexuellen Gesundheit bei Männern und die Herausforderungen im Umgang mit Geschlechtskrankheiten.
Geschlechtskrankheiten bei Männern, oft schwer erkennbar, werden hauptsächlich durch sexuellen Kontakt und eine Vielfalt von Erregern wie Bakterien und Viren übertragen.
Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch, was deren Erkennung und Behandlung erschwert; in Deutschland sind HIV und Syphilis meldepflichtig.
Die Übertragung erfolgt primär durch direkten Kontakt und Austausch von Körperflüssigkeiten, wobei die Erreger durch Haut, Harnröhre und andere Schleimhäute in den Körper eindringen können.
Geschlechtskrankheiten oder "sexuell übertragbare Infektionen" (“sexual transmitted Infections”, kurz STI) beschreiben Krankheiten, die hauptsächlich durch sexuellen Kontakt (genital, anal oder oral) übertragen werden. Bei einigen Erregern ist auch eine Übertragung durch andere Kontakte, zum Beispiel durch Küssen, Petting oder Blutkontakt möglich. Krankheitserreger von Geschlechtskrankheiten sind Bakterien, Viren, Pilze, Einzeller und Gliederfüßer. Da die Symptome der Geschlechtskrankheiten bei Männern vielfältig und meist schwer erkennbar sind, geschieht die sexuelle Übertragung der Krankheitserreger auf andere häufig unwissentlich.
Was ist eine Geschlechtskrankheit? Was ist eine “sexuell übertragbare Infektion” (STI)?
Die Erektion steht und fällt mit der Durchblutung der Schwellkörper des Penis. Erkrankungen wie die Arterienverkalkung oder Diabetes beeinträchtigen diese und verhindern somit eine zufriedenstellende Erektion. Die gute Nachricht: Werden die zugrundeliegenden Erkrankungen erfolgreich behandelt, verschwinden die Potenzprobleme meist von selbst.
Mit Ausnahme von den meldepflichtigen Geschlechtskrankheiten (HIV und Syphilis) ist es schwierig, Aussagen über das tatsächliche Infektionsgeschehen von Geschlechtskrankheiten in Deutschland oder auch weltweit zu machen. Grund dafür ist die hohe Anzahl an asymptomatischen Infektionen. Hier sind einige Schätzungen und Studienergebnisse:
➜ Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2012 geschätzt, dass weltweit jedes Jahr etwa 357 Mio. Neuinfektionen von vier behandelbaren Geschlechtskrankheiten bei 15- bis 49-jährigen Personen auftreten. Davon fallen etwa 131 Mio. Infektionen auf Chlamydien, 78 Mio. auf Gonokokken, 6 Mio. auf Syphilis und 142 Mio. auf Trichomonaden.¹
➜ Das Robert Koch-Institut (RKI) führte in Deutschland zwischen 2003 und 2009 ein STD-Sentinel durch. Dabei fungierten über 200 Gesundheitsämter, STI-Beratungsstellen, Fachambulanzen und Arztpraxen als “Wachposten” und sammelten wichtige Informationen über die Häufigkeit und geografische Verteilung von STI, für die keine Meldepflicht gilt. Die Ergebnisse zeigten keine eindeutigen Trends. Die häufigsten Geschlechtskrankheiten waren Chlamydien und Genitalwarzen².
➜ Einige Geschlechtskrankheiten wie Gonorrhoe („Tripper“) und Syphilis („Lues“) scheinen in Deutschland zuzunehmen. So gab es in Deutschland nach der Bundesregierung 2014 5.821 Syphilis-Fälle, 2019 hingegen ganze 7.889 Fälle³. Andere Geschlechtskrankheiten hingegen werden seltener. Darunter fällt HIV mit circa 2.400 Neuinfektionen pro Jahr (Stand 2018)⁴.
Meldepflicht!
In Deutschland sind nur wenige Geschlechtskrankheiten meldepflichtig. So besteht seit der Einführung des Infektionsschutzgesetzes 2001 eine anonyme Labormeldepflicht für HIV und Syphilis. Bei einer Hepatitis-Infektion (A bis E) erfolgt schon bei Verdacht auf eine akute Infektion eine namentliche Meldung ans Gesundheitsamt. Alle anderen STI sind nicht meldepflichtig. Eine Ausnahme bildet Sachsen, wo seit 2001 auch Gonorrhoe und Chlamydien-Infektionen meldepflichtig sind.
Geschlechtskrankheiten sind meistens die Folge einer sexuell übertragenen Infektion. Das bedeutet, dass eine Person beim Geschlechtsverkehr, Analverkehr, Oralverkehr oder einer anderen Sexualpraktik Krankheitserreger an eine andere Person weitergibt. Die Übertragung von Geschlechtskrankheiten findet in Form des Anhaftens und des Eindringens von Mikroorganismen (z.B. Bakterien, Viren, Pilze) bzw. von Parasiten (z.B. Würmer, Läuse, Einzeller) in den Körper und deren Vermehrung im Körper statt⁵.
Bei der Übertragung kann man zwischen verschiedenen Infektionswegen und Eintrittspforten der Erreger unterteilen.
Mögliche Infektionswege von Geschlechtskrankheiten sind:
Austausch von Körperflüssigkeiten
Die direkte sexuelle Übertragung über den Austausch von Körperflüssigkeiten. Die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung hängt dabei von der Art und Menge der Körperflüssigkeiten sowie von der Dauer und Intensität des sexuellen Kontaktes ab. Recht ungefährliche Körperflüssigkeiten sind Speichel, Tränen oder Schweiß. Kritisch hingegen sind Blut, Sperma sowie Vaginal- und Analsekret. Auch die Richtung des Sexualkontakts ist hier von Bedeutung. So nimmt der “passive” Partner Körperflüssigkeiten auf und hat entsprechend ein etwas höheres Risiko für eine Ansteckung. Ein Beispiel für die Übertragung ist die direkte Ejakulation des Mannes in Rektum, Vagina oder Mund. Übertragen werden so z. B. Hepatitis B oder HIV.
Schmierinfektion
Bei dieser Kontaktinfektion werden Krankheitserreger über einen Gegenstand (z.B. ein Dildo) oder über ein Körperteil (z.B. ein Finger) weitergegeben, an welchem sich infektiöses Körpersekret befindet.
Wie der Name schon sagt, werden die meisten Geschlechtskrankheiten über die Geschlechtsorgane und Harnwege, aber auch über den Verdauungstrakt, übertragen. Um in den Körper einzudringen, müssen die Erreger jedoch in der Regel die oberste Schicht der Haut oder Schleimhaut überwinden, welche eine wichtige Barriere gegen Krankheitserregern darstellt. Bei den Schleimhäuten haben außerdem die Sekrete (“Schleim”) eine Schutzfunktion.
Die wichtigsten Eintrittspforten von Erregern von Geschlechtskrankheiten sind:
Haut
Ist die Haut Intakt, bietet sie einen guten Schutz gegen verschiedene STI-Erreger. Problematisch wird es, wenn man Entzündungen, Geschwüre oder kleinen Verletzungen an der Haut hat. Diese müssen nicht unbedingt sichtbar sein, denn für das Eindringen der Erreger reichen bereits winzige, nicht sichtbare Läsionen. Einige Erreger, wie Herpes oder Humanpapillomaviren (HPV) dringen typischerweise an den Übergängen von Haut zu Schleimhaut ein (z. B. an der Eichel oder der Vorhaut). Beim Mann sind Eichel, innere Vorhaut und Bändchen Haupteintrittspforten von STI-Erregern.
Beschnitten oder Unbeschnitten?
Ein beschnittener Penis hat eine geringere Schleimhautoberfläche. Dadurch scheint das Risiko, sich mit HIV, Herpes, HPV und Pilzerkrankungen zu infizieren, zu sinken⁶.
Wie schnell übertragen sich Geschlechtskrankheiten?
Wie schnell übertragen sich Geschlechtskrankheiten? Ob man sich bei der Exposition mit einem Erreger wirklich ansteckt, ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Darunter fällt natürlich der Erreger selbst, die Erregermenge, der Ort und die Dauer des Kontakts mit dem Erreger, das Immunsystem bzw. die Abwehrkraft, das Vorliegen von Entzündungen oder Verletzungen der Schleimhäute und vieles mehr.Die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Ausbruch der Krankheit, ist bei Geschlechtskrankheiten sehr unterschiedlich und variiert von Erreger zu Erreger. Während sich bei einigen Erregern bereits nach wenigen Tagen Symptome zeigen, kann es bei anderen mehrere Monate oder sogar Jahre dauern und wieder andere zeigen gar keine Symptome. Zum Beispiel beträgt die Inkubationszeit bei Tripper nur etwa 2-4 Tage, bei Syphilis 2-8 Wochen und bei HPV Wochen bis Jahre. Die Infektion kann (je nach Art des Testverfahrens) in der Regel viel früher, also vor den ersten Symptomen, nachgewiesen werden⁷.
Wenn es nach einem wilden One-Night-Stand untenrum juckt und brennt, ist das ein Indiz für eine Geschlechtskrankheit. Doch nicht alle sexuell übertragbaren Krankheiten machen sich so schnell durch solch offensichtliche Symptome bemerkbar. Einige rufen erst nach vielen Wochen Symptome hervor, andere verlaufen hingegen vollkommen symptomlos. Welche Geschlechtskrankheiten es gibt, wie sie übertragen werden, wie sie sich bemerkbar machen und ob bzw. wie man sie therapieren kann, erfährst Du in Tabelle1.
Häufige Geschlechtskrankheiten bei Männern sind - wie bei Frauen auch - Chlamydien, Gonorrhoe, Syphilis, Genitalherpes und HPV. Chlamydien stehen dabei an der Spitze: In einer Studie vom Robert Koch-Institut zeigte sich in dem Zeitraum von 2008 bis 2013 bei 11,0% der Proben von Männern ein positives Testergebnis auf Chlamydien⁹. Auch Gonorrhö ist unter Männern verbreitet. So gab das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) 2012 bei Männern eine Neuerkrankungsrate von 25,7 pro 100.000 an. Wie Chlamydien traten die Infektionen überwiegend bei jungen Personen zwischen 15 und 24 Jahre auf¹⁰.
Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), sind am meisten von Geschlechtskrankheiten betroffen. Etwa werden 85% der Syphilis Diagnosen bei MSM festgestellt¹¹. Bei HIV sieht das ähnlich aus: So entfielen 2015 etwa 57% der HIV-Neudiagnosen auf Männer, die Sex mit Männern haben¹².
Die Symptome von Geschlechtskrankheiten beim Mann variieren stark je nach Erreger, Stadium der Krankheit, Gesundheitszustand und vielen weiteren Faktoren. Dabei können Geschlechtskrankheiten vollkommen symptomlos oder symptomarm verlaufen oder aber eine Vielzahl unterschiedlichster Symptome hervorrufen. Die Symptome von Geschlechtskrankheiten sind dabei in der Regel in der Genital- und Analregion lokalisiert. Sie können aber auch an anderen Körperstellen auftreten oder unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, ein allgemeines Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit oder Fieber auslösen.
Typische Symptome verschiedener Geschlechtskrankheiten beim Mann sind:
Nicht jedermann hat das “Glück”, durch Juckreiz, Brennen oder Bläschen auf seine Geschlechtskrankheit aufmerksam gemacht zu werden. Bei vielen Männern laufen Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien, Syphilis oder HPV völlig asymptomatisch ab.
Studien zu STI
In einer Studie wurden 200 homosexuelle Männer auf STI untersucht. Die Probanden waren am häufigsten mit Chlamydien (50%), seltener mit Tripper (25%) und Syphilis (19%) infiziert. 70% der STI verursachten keinerlei Symptome¹³.
Eine solcher asymptomatischer Verlauf ist problematisch:
➊ Zum Einen bleibt die Geschlechtskrankheit unbehandelt und kann verschleppt werden. Besonders gefährlich wird das bei Krankheiten, die auf andere Bereiche des Körpers übergehen können, wie Syphilis oder Chlamydien. Etwa können unbehandelte Chlamydien die Potenz des Mannes bedrohen, unbehandelte Syphilis sogar das Leben.
➋ Nicht nur die eigene Gesundheit ist bei symptomlosen Geschlechtskrankheiten gefährdet, auch die der SexualpartnerInnen. Denn wer nichts von seinem eigenen Unglück weiß, ist vermutlich auch unvorsichtiger im sexuellen Kontakt - und prompt hat man seine Mitmenschen angesteckt.
Wusstest Du?
❗Einige Geschlechtskrankheiten verlaufen bei Männern meist ohne Symptome, sind für Frauen jedoch sehr unangenehm oder sogar gefährlich. Das bekannteste Beispiel die HPV-Infektion: Die meisten infizierten Männer merken davon nichts und tragen das Virus unbemerkt weiter. Dieses kann jedoch in Ausnahmefällen Krebsgeschwüre verursachen, insbesondere in der Gebärmutterb>, und ist somit insbesondere für Frauen lebensgefährlich. Ein weiteres Beispiel ist die Trichomonaden-Infektionb>, welche bei Männern meist keine Symptome hervorruft, bei Frauen hingegen unangenehme Beschwerden wie Ausfluss, Brennen oder Schmerzen beim Sex mit sich bringt.
Abhängig vom Erreger breiten sich Infektionen auf unterschiedliche Art und Weise aus¹⁴:
Zusätzlich zu der Art der Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten kann man sie auch nach deren zeitlichem Verlauf differenzieren:
Die meisten Geschlechtskrankheiten sind sind gut behandelbar hinterlassen bei rechtzeitiger Behandlung keine oder kaum Folgeschäden. Eine Ausnahme bildet die HIV-Infektion: Diese ist zwar medikamentös behandelbar, jedoch nicht heilbar.
Bei verzögerter oder ausbleibender Behandlung von Geschlechtskrankheiten kann es zu Komplikationen oder Spätfolgen in unterschiedlichster Ausprägung kommen¹⁵:
➜ Chronische bakterielle Entzündungen der Geschlechtsorgane (z.B. durch Chlamydien oder Gonorrhö) können zu Unfruchtbarkeit führen.
➜ Gonorrhö kann unbehandelt zu Entzündungen der Gelenke, des Auges und des Herzens führen.
➜ Chronische Syphilis kann das Nervensystem befallen und zu Lähmungen, lebensgefährlichen körperlichen Schäden oder zur Demenz führen. Ab Stadium 3 sind die Schäden irreparabel.
➜ Infektionen mit HPV sind mit vermehrem Auftreten von Penis- und Analkarzinomen und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen verbunden.
➜ Chronische Hepatitis B oder C sind mit vermehrtem Auftreten von Leberentzündungen, Leberversagen, Leberzirrhose und des Leberzellkarzinoms verbunden.
➜ Eine Unbehandelte HIV-Infektion führt in aller Regel zu einer schweren Schädigung des Immunsystems.
Die seltenen Infektionskrankheiten Donovanosis und Lymphogranuloma venereum können zu schweren körperlichen Schädigungen führen.
Wenn Du typische Symptome einer Geschlechtskrankheit an Dir entdeckst, in der Vergangenheit häufig ungeschützten Geschlechtsverkehr hattest oder Dein Partner/Deine Partnerin eine Geschlechtskrankheit hat, solltest Du einen Arzt aufsuchen.
Von einer “Selbstdiagnose” solltest Du angesichts der Variabilität an Symptomen unbedingt absehen. Denn wenn eine Geschlechtskrankheit zu lange unerkannt oder unbehandelt bleibt, kann sie verschleppt werden und fatale Auswirkungen auf die Gesundheit mit sich bringen. Zusätzlich gefährdet man seine Mitmenschen durch eine mögliche Ansteckung mit der eigenen Geschlechtskrankheit.
Wenn der Arzt eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert, ist das zwar unangenehm, aber auch eine gute Nachricht: Denn nun kann sie behandelt und je nach Krankheit geheilt werden. Dabei gilt wie so häufig: Je früher man die Behandlung startet, desto einfacher und erfolgversprechender ist diese. Außerdem ist dringend zu empfehlen, dass sich Dein Partner oder Deine Partnerin ebenfalls untersuchen, beraten und gegebenenfalls behandeln lässt. Denn wenn der Partner unbehandelt bleibt, kann es zu einem sogenannten Ping-Pong-Effekt kommen. Ebenso sinnvoll kann es sein, auch frühere Partner zu informieren.
Was ist der Ping-Pong-Effekt?
Der Ping-Pong-Effekt beschreibt eine erneute Infektion mit einer Geschlechtskrankheit durch den Partner/die Partnerin, der/die zu spät oder überhaupt nicht behandelt wurde. Hier wird der Erreger - ähnlich wie der Ball beim Tischtennis - von einem Partner zum anderen Partner „zurückgespielt“. Um das zu vermeiden, sollten bei Geschlechtskrankheiten alle aktuellen Sexualpartner in die Therapie mit einbezogen werden und gleichzeitig therapiert werden.
Viele fragen sich, wo man sich als Mann auf Geschlechtskrankheiten untersuchen bzw. testen lassen kann. Die STI-Diagnostik kann grundsätzlich von vielen verschiedenen Ärztinnen und Ärzten durchgeführt werden - etwa durch einen Allgemeinmedizinier oder einen Hautarzt. Es ist jedoch meist sinnvoll, als Mann bei Geschlechtskrankheiten einen Facharzt oder eine Fachärztin für Urologie aufzusuchen. Frauen hingegen wird geraten, einen Facharzt oder eine Fachärztin für Gynäkologie zu konsultieren.
Zusätzlich dazu bieten die meisten Gesundheitsämter, Aidshilfen und Testprojekte kostenlose und anonyme Beratungsstellungen zu Geschlechtskrankheiten, bei denen man sich beraten und teilweise sogar untersuchen und behandeln lassen kann.
Die Diagnose einer Geschlechtskrankheit baut auf verschiedenen Säulen auf. Besonders wichtig ist hier unter Anderem die Vorgeschichte des Patienten, insbesondere dessen sexuellen Aktivitäten im Zusammenhang mit den aktuellen Beschwerden. Hinzu kommt eine klinische Untersuchung. Dabei sagt die Blickdiagnose bei einigen Krankheiten wie Genitalwarzen, Pilz oder Genitalherpes bereits viel aus. Ergänzend geben verschiedene Laboruntersuchungen von Blut, Urin, Stuhl, Gewebe und Sekret (z.B. aus der Harnröhre, dem Penis, dem Rachen oder dem Rektum) Hinweise oder genaue Informationen darüber, womit man(n) es zutun hat:
Erregeranzucht: Bei dieser Methode werden Erreger auf Nährmedien angezüchtet. Dadurch können Krankheitserreger bestimmt werden. Zusätzlich kann getestet werden, ob die Erreger resistent gegen Medikamente sind.
Wenn Du typische Symptome einer Geschlechtskrankheit hast oder ein konkreter Verdacht auf eine STD vorliegt - etwa weil Dein Partner oder Deine Partnerin eine Geschlechtskrankheit hat - werden in der Regel die Kosten für den Test von der Krankenkasse übernommen.
Zusätzlich bieten die meisten Gesundheitsämter sowie lokale Aidshilfen die Möglichkeit, sich kostenlos und ohne Krankenschein bezüglich sexuell übertragbarer Krankheiten beraten, testen und in besonderen Fällen auch behandeln zu lassen.
Vielen Männern ist es unangenehm, bei so persönlichen und sensiblen Angelegenheiten wie Geschlechtskrankheiten einen Arzt oder eine Beratungsstelle aufzusuchen. Diese falsche Scham kann jedoch fatal sein, da unentdeckte und unbehandelte Geschlechtskrankheiten ernsthafte Risiken für die Gesundheit darstellen.
Gehöre ich zur “Risikogruppe”?
Viele Menschen haben ein erhöhtes Risiko, Geschlechtskrankheiten zu haben. Diese sollten sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen. Denn viele STI verlaufen ohne Symptome und schaden klangheimlich der Gesundheit. Zu dieser “Risikogruppe” gehörst Du, wenn:
➜ Du Symptome einer Geschlechtskrankheit hast
➜ Du sexuell aktiv bist
➜ Du häufig wechselnde Sexualpartner hast
➜ Du ungeschützten Geschlechtsverkehr hattest
➜ Du eine neue Beziehung hast und auf das Kondom zu verzichten möchtest
➜ Du von Deinem/r vorherigen Partner/in benachrichtigt wurdest, dass er/sie eine STI hat
➜ Du regelmäßig Analsex mit Männern hast
Eine wichtige Alternative zum Arztbesuch bieten Selbsttests bei Geschlechtskrankheiten für Zuhause. Diese können in Apotheken oder durch verschiedene Online-Anbieter wie EASY-Testen erworben werden.
Bei diesen werden selbstständig Blut- und Urinproben sowie Abstriche entnommen und dann in ein entsprechendes Labor gesendet. Hier werden die Proben ausgewertet und das Ergebnis wird an die Person weitergegeben. Das kann persönlich, per Telefon oder ganz anonym per Tracking-Code online geschehen. Die Zeitspanne, bis man das Testergebnis erhält, variiert je nach getesteter Krankheit. Meist dauert es nur wenige Tage.
Geschlechtskrankheiten, welche per Selbsttest diagnostiziert werden können, sind zum Beispiel Hepatitis, HIV, Syphilis, Chlamydien oder Tripper.
Der Test ist positiv, was nun?
Ein positives Testergebnis ist zwar unangenehm, aber auch eine Chance - denn nur mit einer Diagnose kannst Du die Geschlechtskrankheit behandeln und je nach Erkrankung sogar heilen. Ist Dein Ergebnis positiv, solltest Du Dich unverzüglich an einen Arzt Deines Vertrauens - idealerweise an einen Urologen - wenden. Denn: Je früher Du die Behandlung startest, desto besser ist die Prognose!
Ich habe Beschwerden, aber der Test ist negativ?
Solltest Du Beschwerden und typische Symptome einer Geschlechtskrankheit haben, jedoch ein negatives Testergebnis bekommen, empfehlen wir Dir einen weiteren Test zu machen. Dein erster Test könnte falsch-negativ sein. Ist auch dieser Test negativ, solltest Du einen Arzt konsultieren. Es könnte eine andere Erkrankung hinter den Beschwerden stecken.
Die meisten Geschlechtskrankheiten sind mit Medikamenten behandelbar und hinterlassen keine bleibenden gesundheitlichen Schäden - vorausgesetzt, dass sie rechtzeitig erkannt werden. Leider sind Geschlechtskrankheiten immer noch ein Tabuthema. Deshalb wird die Behandlung oft zu spät gestartet oder Betroffene versuchen sich an einer Selbstbehandlung. Von dieser ist jedoch - wie auch von der Selbstdiagnose - dringendst abzuraten.
Grundlage für eine Therapie ist im Normalfall eine gesicherte ärztliche Diagnose. Je nach Erkrankung kann dann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.
▶ Bei bakteriellen Infektionen werden meistens Antibiotika eingesetzt. Diese wirken entweder bakteriostatisch (hemmen die Bakterienvermehrung), bakterizid (töten die Bakterien ab) oder bakteriolytisch (lösen die Bakterien). Antibiotika sind in der Regel gut verträglich. Problematisch ist die zunehmende Resistenz der Bakterien gegen antibiotische Substanzen.
▶ Die Therapie von viralen Infektionen sind schwierig und langwierig; eine HIV-Infektion muss sogar lebenslang behandelt werden. Die Behandlung von Herpes kann nur die akute Erkrankung verkürzen - die Viren bleiben jedoch im Körper. Probleme während der Therapie können Resistenzentwicklungen sein.
▶ Pilzerkrankungen werden mit Antimykotika behandelt. Auch hier stellt die Resistenzentwicklungen ein zunehmendes Problem dar.
▶ Einzeller lassen sich mit Antiprotozoenmitteln behandeln. Filzläuse und Krätzmilben werden mit Insektiziden bekämpft. Würmer werden mit sogenannten Wurmmitteln (Anthelminthika) gut und effektiv behandelt.
Bis zum erfolgreichen Abschluss der Behandlung von Geschlechtskrankheiten sollte auf Geschlechtsverkehr und sonstige sexuelle Aktivitäten (z.B. Analverkehr, Oralverkehr) verzichtet werden. Außerdem sollten vergangene Partner oder der Partnerinnen über die Geschlechtskrankheit informiert und gegebenenfalls behandelt werden. Zusätzlich sollten Betroffene spezielle Hygienemaßnahmen beachten und bei speziellen Erkrankungen (z.B. HIV, Hepatitis) kein Blut spenden.
Das Risiko, sich mit Geschlechtskrankheiten zu infizieren, lässt sich deutlich reduzieren. Ein besonders wichtiger Punkt ist dabei Safer Sex. Beim Safer Sex geht es darum, den Austausch mit vielleicht ansteckenden Körperflüssigkeiten wie Blut, Menstruationsblut, Sperma, Scheidensekret und Analsekret zu vermeiden. Dabei helfen Kondome, Femidome und Dental Dams (“Lecktücher”).
✔ Kondome, Femidome und Dental Dams.
Richtig angewendet, schützen Kondome und Femidome beim Vaginal-, Anal- und Oralverkehr vor den meisten Geschlechtskrankheiten. Zusätzlich können sie zur Empfängnisverhütung, also zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft, fungieren. Beim Cunnilingus, der oralen Befriedigung der Frau, schützen Dental Dams vor Scheidensekret oder Menstruationsblut.
✔ Vorsicht ist Nachsicht.
Insbesondere bei wechselnden Sexualpartnern/-partnerinnen sollte man den Kontakt mit sichtbar veränderten und entzündeten Hautstellen sowie Wunden vermeiden. Auch der Austausch von Blut und anderen Körperflüssigkeiten sollte dringendst unterlassen werden. Wenn sich Körperflüssigkeit an den Händen befinden, sollten diese gründlich gewaschen werden. Dasselbe gilt für Gegenstände wie Dildos.
✔ Impfungen.
Bei Hepatitis A und B sowie bei den häufigsten und gefährlichsten HPV-Stämmen bietet eine Impfung den besten Schutz.
✔ HIV-Vorsorge.
Die HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) bietet HIV-Negativen nach einem Risikokontakt einen sicheren Schutz vor HIV.
Da Geschlechtskrankheiten trotz der entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen übertragen werden können, ist insbesondere bei häufig wechselnden Geschlechtspartnern eine regelmäßige Untersuchung und Testung von großer Bedeutung.
Geschlechtskrankheiten bei Männern sind eine ernstzunehmende Gesundheitsproblematik, die durch eine Vielzahl von Erregern über sexuellen Kontakt übertragen wird. Die Vielfältigkeit und oft subtile Symptomatik erschweren die Diagnose und führen zu einer hohen Rate an asymptomatischen Fällen, was die unbewusste Weitergabe der Infektionen begünstigt. Daher ist es entscheidend, das Bewusstsein für Präventionsmaßnahmen zu schärfen und regelmäßige Tests zu fördern, um die Verbreitung dieser Infektionen effektiv zu kontrollieren.
¹World Health Organization. (2016). Global health sector strategy on sexually transmitted infections 2016-2021: toward ending STIs (No. WHO/RHR/16.09). World Health Organization.
²https://www.dstig.de/sexuelle-gesundheit/epidemiologie.html
³http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/182/1918210.pdf
⁴https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/sw/Syphilis?s=&p=1&n=1&nid=111886
⁵https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf
⁶https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf
⁷https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf
⁸https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf
⁹http://www.gbe-bund.de/gbe10/abrechnung.prc_abr_test_logon?p_uid=gast&p_aid=0&p_knoten=FID&p_sprache=D&p_suchstring=25346#m2.8.5
¹⁰https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/59311/Chlamydien-Infektionen-bei-jungen-Frauen-am-haeufigsten
¹¹Bremer, V., Dudareva-Vizule, S., Buder, S., an der Heiden, M., & Jansen, K. (2017). Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 60(9), 948-957.
¹²Bremer, V., Dudareva-Vizule, S., Buder, S., an der Heiden, M., & Jansen, K. (2017). Sexuell übertragbare Infektionen in Deutschland. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforschung-Gesundheitsschutz, 60(9), 948-957.
¹³Braun, D. L., Marzel, A., Steffens, D., Schreiber, P. W., Grube, C., Scherrer, A. U., ... & Günthard, H. F. (2018). High rates of subsequent asymptomatic sexually transmitted infections and risky sexual behavior in patients initially presenting with primary human immunodeficiency virus-1 infection. Clinical Infectious Diseases, 66(5), 735-742.
¹⁴https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf
¹⁵https://www.aidshilfe.de/sites/default/files/documents/2017_02_24_sexuell_uebertragbare_infelktionen_2017.pdf