Wie wirkt die Aminosäure bei Erektionsstörungen – und was man von Arginin erwarten kann und was nicht?
Arginin oder L-Arginin ist eine Aminosäure, die unter anderem eine wichtige Rolle bei der Bildung von Stickstoffmonoxid (NO) spielt. Dieses Gas weitet die Blutgefäße und kann den Blutdruck senken. Aufgrund dieser Eigenschaft wird Arginin auch eine positive Wirkung bei Erektionsstörungen nachgesagt. Die Studienlage ist jedoch unklar. Zwar haben einzelne Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt, vor allem, wenn Arginin mit anderen Mitteln kombiniert wird. Aber es gibt insgesamt noch zu wenige stichhaltige Daten, um seriöse Anwendungsempfehlungen zu geben.
Definition: L-Arginin ist eine semi-essentielle proteinogene Aminosäure, die eine wichtige Rolle bei der Herstellung von Eiweißen und als Vorstufe von Stickstoffmonoxid (NO) spielt. L-Arginin ist die vom Körper nutzbare Form des Arginin.
Vorkommen: L-Arginin wird vom Körper selbst gebildet, in bestimmten Situationen (Wachstum, körperliche Belastung, Krankheit) jedoch eventuell nicht in ausreichender Menge. L-Arginin findet sich hauptsächlich in eiweißreichen Nahrungsmitteln wie Nüssen, Soja oder Fisch.
Wirkung: L-Arginin kann die Gefäße weiten und damit den Blutdruck senken. Das aus L-Arginin gebildete NO gilt als wichtiger Schutz für die Gefäßwände.
Wirkung bei Erektionsstörungen: Durch die gefäßerweiternde Wirkung kann Arginin den Blutfluss im Penis erhöhen und damit zu einer verbesserten Erektionsfähigkeit beitragen. In Studien zeigte L-Arginin eine Wirkung bei leichten bis mittelschweren Erektionsstörungen – vor allem in Kombination mit anderen Therapien. Die Studienlage ist jedoch nicht aussagekräftig, da die Studien nur wenige Teilnehmer und teilweise methodische Mängel hatten.
Eignung: Bei leichten Erektionsstörungen, wenn ein tatsächlicher Mangel an Arginin vorliegt und als Ergänzung zu Behandlungen mit PDE-5-Hemmern, wenn Patienten aufgrund von Wechsel- oder Nebenwirkungen nur geringe Dosen der PDE-5-Hemmer vertragen.
Verfügbarkeit: L-Arginin ist als Nahrungsmittel ohne Rezept in Apotheken und im medizinischen Versandhandel erhältlich. Du solltest auf seriöse Quellen achten und Dich vor dem Kauf in Deiner Arztpraxis oder Apotheke beraten lassen.
Neben- und Wechselwirkungen: Magen-Darm-Beschwerden, Verschlechterung von Allergien und Asthma sowie niedriger Blutdruck vor allem bei längerer Einnahme. Wenn Du Medikamente für Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes einnimmst, solltest Du L-Arginin nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen.
L-Arginin ist eine sogenannte proteinogene Aminosäure. Das heißt, der Körper benötigt sie, um Eiweiße (Proteine) zu bilden. Der Name stammt vom lateinischen Wort argentum (Silber), da Arginin zuerst als Silber-Salz isoliert wurde.
Von Wundheilung bis Immunabwehr ist Arginin an vielen Funktionen beteiligt. L-Arginin kommt in vielen (vor allem in proteinreichen) Nahrungsmitteln vor, wird aber auch vom Körper selbst gebildet. In bestimmten Situationen, wie zum Beispiel im Wachstum, bei starker körperlicher Belastung oder Krankheit, kann es sein, dass es nicht in ausreichenden Mengen verfügbar ist: Dann muss es über die Nahrung oder L-Arginin-Präparate ergänzt werden. Damit ist Arginin eine semi-essentielle, also nur bedingt unverzichtbare Aminosäure.
Arginin und L-Arginin sind im Prinzip dasselbe. Sie bezeichnen nur eine jeweils andere Form des Stoffes. Mit L-Arginin ist die biologisch aktive Form, die auch natürlich im Körper vorkommt, gemeint. „L-“ steht dabei für die spezifische räumliche Struktur des Arginin-Moleküls, das im menschlichen Körper vorkommt. Wenn es um ernährungswissenschaftliche Themen geht, spricht man in der Regel immer von L-Arginin, da dies die Form ist, die für den Körper nutzbar ist.
Eine Besonderheit von Arginin ist, dass es den höchsten Stickstoffanteil aller proteinogenen Aminosäuren enthält und die einzige Vorstufe von Stickstoffmonoxid (NO) ist. Das heißt, Arginin hilft dem Körper auch dabei, Stickstoffmonoxid (NO) herzustellen, welches eine wichtige Rolle bei der Blutdruckregulierung spielt. NO erweitert die Gefäße und reduziert so das Risiko für Gefäßveränderungen. Das aus Arginin gebildete NO gilt als die wichtigste Substanz, um die Wände der Blutgefäße (Endothel) zu schützen.
Wie wichtig Stickstoffoxid für den menschlichen Körper ist, zeigt nicht zuletzt ein Nobelpreis. 1998 erhielten die Wissenschaftler Robert F. Furchgott, Louis J. Ignarro und Ferid Murad den Nobelpreis in Medizin für ihre Entdeckung von „Stickstoffmonoxid als Signalmolekül im Herzkreislaufsystem“.
Als Vorstufe für die Herstellung von Stickstoffmonoxid (NO) kann sich L-Arginin auch auf die Erektionsfähigkeit auswirken. Denn Stickstoffmonoxid ist ein wichtiger Botenstoff, der eine Art Katalysator für die Entstehung einer Erektion ist. Das Vorhandensein von NO führt zu einer Ausschüttung des Hormons cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat), welches die glatten Muskelzellen in den Schwellkörpern des Penis entspannt. Die Penisarterien weiten sich (Vasodilatation), und die verstärkte Blutzufuhr unterstützt die Entstehung einer Erektion.
Wie genau eine zusätzliche Einnahme von L-Arginin sich auf die Potenz auswirkt, ist noch nicht abschließend geklärt. Man vermutet, dass die Einnahme von L-Arginin zu einer generellen Erhöhung des NO-Spiegels in den Arterien der Schwellkörper führt.
Eine klinische Studie aus dem Jahr 20221 (randomisiert, doppelblind, Placebo-kontrolliert) untersuchte die Wirkung von hochdosiertem L-Arginin (6 g / Tag über 3 Monate) auf die erektile Funktion bei 98 Patienten mit vaskulärer, also von Durchblutungsstörungen verursachter, erektiler Dysfunktion (ED). Dabei wurde zwischen Patienten mit milder bis moderater und schwerer vaskulärer ED unterschieden.
Gemessen wurde die Selbstwahrnehmung der Patienten anhand eines standardisierten Fragebogens, dem IIEF-6 Score (International Index of Erectile Function, 6 Fragen zur Erektionsqualität) sowie dem objektiv messbaren Blutfluss in den Penisarterien (Peak Systolic Velocity, PSV) mit Doppler-Ultraschall.
Die Ergebnisse:
Eine Meta-Analyse von 14 klinischen Studien zu L-Arginin allein oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen aus dem Jahr 20192 zeigte:
Die Studien gaben Hinweise darauf, dass L-Arginin besonders gut in Kombination mit anderen Stoffen und Medikamenten wirken könnte. Es wurden viele verschiedene Kombinationen getestet. Die besten Ergebnisse erzielten Kombinationen mit Pycnogenol (Kiefernrindenextrakt), PDE-5-Hemmern (z. B. Sildenafil) oder Propionyl-L-Carnitin (Derivat der Aminosäure Carnitin).
Die Studien ließen darauf schließen, dass diese Kombination die Produktion von Stickstoffmonoxid (NO) fördern sowie die Dauer und Häufigkeit von Erektionen und die Spermienqualität verbessern kann.
In 2 Studien wurde die Kombination von L-Arginin mit einem PDE-5-Hemmer untersucht: einmal mit Sildenafil und einmal mit Vardenafil. In beiden Studien konnte eine geringe, aber statistisch bedeutsame (signifikante) Verbesserung beobachtet werden, wenn L-Arginin zusätzlich zur Behandlung eingesetzt wurde.
Die Kombination zeigte in den Studien positive Effekte bei vaskulär bedingter ED, also bei Erektionsstörungen, die von Durchblutungsstörungen verursacht werden. Die Wirkung beruht vermutlich auf einer verbesserten Durchblutung und dem Schutz der Zellen in den Gefäßen.
Auch wenn manche der Studien vielversprechende Ergebnisse zeigten, eignen sie sich jedoch nicht für solide Anwendungsempfehlungen. Die meisten Studien entsprachen zwar klinischen Kriterien und verglichen die Effekte von Arginin mit Kontrollgruppen, die nur ein Scheinmedikament (Placebo-kontrolliert) erhielten, hatten aber oft 2 Mängel: Erstens wurden die Studien nur mit einer kleinen Anzahl von Teilnehmern durchgeführt und dienten eher als Pilotstudien. Zweitens nutzten nicht alle Studien standardisierte Messmethoden, was die Interpretation der Ergebnisse schwierig macht.
Es braucht also weitere Forschung mit größeren, gut designten Studien, bevor man stichhaltige Aussagen über die Wirksamkeit und Anwendung von L-Arginin bei Erektionsstörungen machen kann.
Basierend auf dem aktuellen Wissensstand kann L-Arginin eine sinnvolle Ergänzung zu Behandlungen mit PDE-5-Hemmern sein. Zum Beispiel, wenn Patienten aufgrund von Wechsel- oder Nebenwirkungen nur geringe Dosen der PDE-5-Hemmer nehmen können oder die Wirkung der PDE-5-Hemmer nicht ausreichend ist.
Als alleinige Therapie bei Erektionsstörungen scheint L-Arginin nur bei leichten Störungen geeignet und auch nur, wenn tatsächlich ein Arginin-Mangel vorliegt.
In jedem Fall zeigt L-Arginin erst nach einer längeren Einnahme einen möglichen Effekt. Es wirkt also nicht wie Sildenafil oder Tadalafil schon kurz nach der Einnahme zuverlässig und effektiv. L-Arginin ist nur für Dich geeignet, wenn ein schneller Effekt für Dich nicht so wichtig ist.
Lass Dich von Deiner Ärztin oder Deinem Arzt beraten, ob und in welcher Form eine Therapie mit L-Arginin für Dich infrage kommt.
L-Arginin ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich: zum Einnehmen als Tablette, Kapsel, Pulver oder flüssig in Form von Shots, als Salbe zum Auftragen auf die Haut und für medizinische Anwendungen auch als Injektion.
Für die meisten Menschen ist L-Arginin in allen Darreichungsformen sicher, wenn es kurzfristig eingenommen wird. Das Risiko für Nebenwirkungen erhöht sich, wenn die Aminosäure über einen längeren Zeitraum eingenommen wird. Mögliche Nebenwirkungen sind
L-Arginin kann auch Allergien oder Asthma verschlechtern
Durch die gefäßerweiternde Wirkung kann es zu Wechselwirkungen mit Blutdrucksenkern, Blutverdünnern und Potenzmitteln kommen. Wenn Du an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung leidest und Mittel zu deren Behandlung einnimmst, solltest Du L-Arginin nur einnehmen, wenn Deine Ärztin oder Dein Arzt ihr OK gegeben haben.
L-Arginin ist ein frei verfügbares Nahrungsergänzungsmittel. Du kannst es also ohne Rezept in Apotheken, Drogerien oder im medizinischen Versandhandel kaufen. Achte aber darauf, dass Du bei seriösen Anbietern kaufst. Gerade Potenzmittel, die auf nicht registrierten Plattformen oft auch ziemlich kostengünstig angeboten werden, sind häufig manipuliert3. Nicht selten finden sich darin – ohne Wissen der Konsumenten – auch andere Stoffe wie PDE-5-Hemmer, um eine bessere Wirkung zu erzielen. Unwissentlich derart potente Wirkstoffe in unbekannter Dosierung zu sich zu nehmen, ist eine Gefahr für die Gesundheit – nicht nur, aber besonders für Männer mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Am besten solltest Du Dich vor dem Kauf auch bezüglich der Dosierung beraten lassen. Denn auch bei sogenannten natürlichen Mitteln gilt: Mehr ist nicht immer besser. L-Arginin kann in hohen Dosen Nebenwirkungen verursachen. Am besten ist es, vorab zu testen, ob überhaupt ein niedriger NO-Spiegel bei Dir vorliegt, denn ein Nahrungsergänzungsmittel bringt keine zusätzliche Wirkung.
Wer sich ausgewogen ernährt und gesund ist, nimmt ausreichend Arginin auf. Wer seinen Argininspiegel erhöhen möchte, sollte vor allem viele proteinreiche Nahrungsmittel wie Nüsse, Soja oder Fisch auf den Speisezettel setzen.
L-Arginin gibt es in verschiedenen Dosierungen und Darreichungsformen. Einige Studien legen nahe, dass höhere Dosierungen (6 Gramm / Tag) besser wirken. Da die Studienlage aber aktuell noch unklar ist, solltest Du Dich vor der Einnahme von L-Arginin immer ärztlich beraten lassen.
Grundsätzlich ja. Einige Studien lieferten Hinweise darauf, dass L-Arginin die Therapie mit PDE-5-Hemmern unterstützen kann. Jedoch kann die Kombination bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu einem starken Blutdruckabfall führen. Sprich mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt, ob diese Kombination für Dich geeignet ist.
L-Arginin wird vom Körper selbst gebildet, ist also an sich nicht gefährlich. Potenzmittel mit L-Arginin, die über unseriöse Kanäle im Internet verkauft werden, hingegen schon. Sie können nicht deklarierte Substanzen und Stoffe wie PDE-5-Hemmer in nicht bekannter Dosierung enthalten. Kaufe L-Arginin-Präparate immer bei registrierten und geprüften Anbietern.
L-Arginin kann bei leichten Potenzstörungen und als Ergänzung zu anderen Therapien wie der Behandlung mit PDE-5-Hemmern (Sildenafil, Tadalafil) sinnvoll sein. Seriöse Anwendungsempfehlungen sind aktuell schwierig, da noch weiter an der Wirkung und Sicherheit von L-Arginin geforscht werden muss.
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