Ratgeber zu Potenzmittel
Mehr als Placebo-Effekt bei Erektionsstörungen? Überblick und Forschung zu Ginseng als pflanzliches Potenzmittel
Ginseng ist eine der ältesten bekannten Heilpflanzen. Ihr werden positive Wirkungen auf das Immunsystem, die Konzentration, den Blutzuckerspiegel, die Atmungsorgane – und auf die sexuelle Gesundheit zugeschrieben. Das Versprechen: gesteigerte Libido und gestärkte Potenz. Nebenwirkungsfrei und kostengünstig. Aber wie immer in der Medizin sind pauschale Aussagen schwierig. Wir loten aus, was dran ist am Potenzmittel Ginseng.
Ginseng ist eine Pflanze aus der Familie der Efeugewächse (Araliceae). Viele Araliengewächse werden als Zierpflanzen kultiviert, da sie dekorative Blätter und attraktive Blüten besitzen. Ginseng wird darüber hinaus in der asiatischen Heilkunde seit über 2000 Jahren und inzwischen auch in den westlichen Ländern als traditionelles Heilmittel verwendet. Zur Herstellung von Arzneimitteln wird ausschließlich die Wurzel verwendet. Ihre auffällige Form ähnelt einem menschlichen Umriss, was sicher auch dazu beigetragen hat, dass man ihr vielfältige positive Wirkungen auf die menschliche Gesundheit zuschreibt.
Es gibt verschiedene Arten von Ginseng, die nach dem Ort ihres Vorkommens kategorisiert sind.
Für Arzneimittel werden hauptsächlich der Koreanische Ginseng und der Amerikanische Ginseng genutzt, wobei der koreanische Ginseng als wirkungsstärker gilt.
Darüber hinaus gibt es Pflanzen, die als Ginseng bezeichnet werden, aber faktisch kein Ginseng sind, da sie zu anderen Pflanzenfamilien gehören. Dazu gehören zum Beispiel der Sibirische Ginseng (Eleutherococcus senticosus) oder der Brasilianische Ginseng (Pfaffia paniculata).
Ginseng ist als roter oder als weißer Ginseng erhältlich. Dabei handelt es sich nicht um verschiedene Arten, sondern um Ginseng, der unterschiedlich verarbeitet wurde:
Soweit bisher bekannt, beeinflusst die Verarbeitung nicht die Wirkung, sodass beide Varianten gleich gut wirken.
Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC), ein Ausschuss der EMA (European Medicines Agency), hat Ginseng als traditionelles pflanzliches Arzneimittel (Phytopharmaka) eingestuft. Die Bewertung „traditionelles Arzneimittel“ bedeutet, dass, obwohl es unzureichende Beweise aus klinischen Studien gibt, die Wirksamkeit dieser pflanzlichen Arzneimittel plausibel ist und sie nachweisbar seit mindestens 30 Jahren sicher angewendet werden (davon mindestens 15 Jahre innerhalb der EU). Darüber hinaus werden traditionelle Arzneimittel nur für Anwendungen empfohlen, die keine ärztliche Überwachung erfordern. Allein aus diesem Grund sind Potenzmittel aus rotem oder weißem Ginseng keine empfehlenswerte Therapie für ernsthafte Erektionsstörungen, die immer ärztlich behandelt werden sollten.
Offiziell anerkannte Anwendungsgebiete für Ginseng sind gemäß dem European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP) Stärkung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit bei Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit und abnehmender Konzentrationsfähigkeit sowie während der Genesung nach einer Krankheit (Rekonvaleszenz). Ginseng ist von der ESCOP nicht als Mittel zur Behandlung von Impotenz und Erektionsstörungen eingestuft.
Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) beurteilt auf europäischer Ebene die Zulassung pflanzlicher Arzneimittel. Seit 2004 agiert es als Ausschuss der EMA (European Medicines Agency, Europäische Arzneimittelagentur) und entscheidet über die Einordnung einer pflanzlichen Droge in die Kategorien „anerkannte medizinische Wirkung und akzeptierte Unbedenklichkeit“ sowie „Traditionelles Arzneimittel“.
Die European Scientific Cooperative on Phytotherapy (ESCOP)) erarbeitet europaweit einheitliche, „harmonisierte“, Bewertungskriterien zur Anwendung von Arzneipflanzen entsprechend den Vorgaben europäischer Leitlinien. Der 1989 gegründeten ESCOP gehören Mitglieder von Hochschulen und Fachgesellschaften vieler europäischer Länder an.
Die Hauptwirkstoffe der Ginsengwurzel sind Ginsenoside. Dabei handelt es sich um spezielle sekundäre Pflanzenstoffe, die Triterpensaponine. Triterpensaponine sind eine Klasse von chemischen Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen. Sie haben seifenähnliche Eigenschaften, was bedeutet, dass sie Schaum bilden können, wenn sie mit Wasser gemischt werden. Diese Verbindungen werden oft für ihre potenziellen gesundheitlichen Vorteile geschätzt. Sie sollen in der Lage sein, Entzündungen zu hemmen und das Immunsystem zu stärken.
Darüber hinaus wird Ginseng eine mögliche Wirkung auf das zentrale Nervensystem zugeschrieben. So soll die Wurzel Stress abbauen und das sexuelle Verlangen steigern, indem sie die Ausschüttung von Dopamin (das „Belohnungshormon“) und Serotonin (das „Glückshormon“) anregt.
Ginsenoside sollen auch in der Lage sein, die Ausschüttung von Stickstoffmonoxid (NO) zu erhöhen. Das weckt die Hoffnung, dass Ginseng ein natürliches Potenzmittel für Männer sein könnte, da Stickstoffmonoxid eine entscheidende Rolle spielt, wenn es um die Behandlung von Erektionsstörungen geht. Stickstoffmonoxid steht am Anfang einer Kette von Reaktionen, die am Ende zu einer Erektion führen. Sexuelle Erregung bewirkt, dass Stickstoffmonoxid ausgeschüttet wird. Das wiederum setzt das Hormon cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat) frei, welches zu einer stärkeren Durchblutung im Penis und somit zu einer Erektion führt. Indem Ginseng also die Reaktionskette in Gang setzen kann, kann es positiv bei Erektionsstörungen wirken, so die Erklärung.
Um es gleich vorwegzunehmen: Studien zur Wirkung von Ginseng bei Erektionsstörungen sind nicht überzeugend. Es fanden sich zarte Hinweise darauf, dass Ginseng die Potenz und die sexuelle Zufriedenheit bei milden Erektionsstörungen verbessern könnte. Jedoch sind die Verbesserungen eher geringfügig. Klare, statistisch überzeugende Nachweise, dass Ginseng bei Erektionsstörungen medizinisch wirksam ist, gibt es bislang nicht.
In einer 2012 veröffentlichten klinischen Studie1 untersuchten Forscher in Südkorea die Wirkung eines standardisierten Koreanischen Ginsengbeer-Extrakts auf die sexuelle Funktion von Männern mit milder bis moderater erektiler Dysfunktion (ED). An der Studie nahmen 119 Männer teil, die das Ginseng-Präparat über 8 Wochen einnahmen. Gemessen wurde die Wirkung mit dem International Index of Erectile Function (IIEF), einem aus 15 Fragen bestehenden Fragebogen zur sexuellen Gesundheit und Zufriedenheit sowie dem Premature Ejaculation Diagnostic Tool (PEDT), einem ähnlichen Verfahren zur Wirkungsmessung bei vorzeitigem Samenerguss.
Auch wenn die Ergebnisse messbar waren, so ist der Grad der Verbesserung nur minimal. Es kann also nicht ausgeschlossen werden, dass auch andere Faktoren, wie die Erwartung einer Verbesserung, eine gefühlte Wirkung erzeugten.
Eine aktuellere Meta-Analyse2 aus dem Jahr 2021 fasst die bisherigen Untersuchungen zusammen. Das internationale Forscherteam analysierte 9 Studien mit 587 Männern (20-70 Jahre) mit leichter bis mittelschwerer erektiler Dysfunktion. Alle Studien waren randomisiert, das heißt, die Teilnehmer wurden zufällig auf zwei Gruppen verteilt: Eine erhielt ein Ginseng-Präparat, die andere ein Scheinmedikament (Placebo). Ein Manko aller Studien: eine kurze Nachbeobachtungszeit von maximal 12 Wochen. Das bedeutet, dass es keine Anhaltspunkte dafür gibt, ob die Wirkung auch langfristig anhält.
Ergebnisse der Meta-Analyse:
Alle Studien zur Wirkung von Ginseng bei erektiler Dysfunktion vergleichen Ginseng mit einem Scheinmedikament (Placebo). Es gibt keine Forschungsarbeiten, die Ginseng mit etablierten Behandlungsmethoden für erektile Dysfunktion wie PDE-5-Hemmern (Phosphodiesterase-5-Inhibitoren) vergleichen. Es ist also schlicht unbekannt, ob Ginseng eine ähnlich gute Wirkung wie PDE-5-Hemmer haben könnte.
Die Studienlage deutet eher darauf hin, dass Ginseng kein Ersatz für die in vielen Studien nachgewiesene und über Jahrzehnte erprobte Wirkung von PDE-5-Hemmern ist. Zumal die Wirkung von PDE-5-Hemmern zuverlässig bereits kurzfristig, 15 bis 60 Minuten nach der Einnahme einsetzt, während Ginseng über Wochen und Monate eingenommen werden muss, bevor möglicherweise eine leichte Verbesserung eintritt.
Es kann sein, dass Ginseng die sexuelle Zufriedenheit und Erektionsfähigkeit bei milden Symptomen leicht verbessern kann, indem es die Gesamtgesundheit stärkt, mehr aber nicht. Ginseng-Präparate sind daher eher als Nahrungsergänzungsmittel, nicht als zuverlässig wirkendes Medikament zu betrachten.
Achtung! Bei vorübergehenden, leichten Potenzproblemen kannst Du mit Nahrungsergänzungsmitteln wie Ginseng-Präparaten vielleicht auf einfache Weise eine Verbesserung erreichen. Hast Du aber länger anhaltende Erektionsstörungen, ist ein Besuch bei Deiner Ärztin / Deinem Arzt unbedingt anzuraten. Denn Erektionsprobleme beeinträchtigen langfristig nicht nur Deine Lebensqualität, sie können auch ein erster Hinweis auf eine Gefäßerkrankung sein. Je früher diese erkannt und behandelt werden, desto geringer wird Dein Risiko für schwerere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Ginseng gilt als sicheres Arzneimittel. In der bisherigen Forschung wurden keine schwerwiegenden Nebenwirkungen beobachtet. In den durchgeführten Studien blieben Hormon- und Blutfettwerte während der Einnahme unverändert.
Bei empfindlichen Personen, bei falscher oder zu langer Anwendung, sind mögliche Nebenwirkungen:
Da es keine Forschung zur Langzeitwirkung gibt, solltest Du Ginseng-Präparate nicht länger als 12 Wochen einnehmen.
Wenn Du Diabetiker bist oder Bluthochdruck hast, solltest Du Ginseng nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen, da es Hinweise gibt, dass Ginseng den Blutzuckerspiegel und den Blutdruck beeinflussen kann.
Wie jedes Nahrungsergänzungsmittel kann auch Ginseng Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, z. B. Gerinnungshemmern, Aspirin, Antirheumatika (NSAR), Kortikosteroiden, Digoxin oder Monoaminoxidase-Inhibitoren (MAOI, die gegen Depressionen eingesetzt werden.
Wenn Ginseng mit bestimmten Medikamenten kombiniert wird, die den Herzrhythmus beeinflussen, wie Amiodaron oder Thioridazin, könnten Herzrhythmusstörungen auftreten.
Wenn Du regelmäßig Medikamente nimmst, sprich mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin, ob Ginseng-Präparate für Dich geeignet sind.
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Ginseng gibt es in Drogerien, Apotheken oder bei Online-Anbietern in Form von
In Tabletten und Kapseln sind unterschiedliche Dosierungen von 200 bis 800 mg der gemahlenen Wurzel enthalten. Für die genaue Einnahme und Anwendung solltest Du jeweils die Packungsbeilage genau beachten. Ob Du dabei auf die mögliche potenzsteigernde Wirkung von rotem oder weißem Ginseng setzt, ist unerheblich. Beide Ginseng-Varianten wirken, soweit bisher bekannt, gleich.
ACHTUNG BOX
Ginseng wird vom Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft, das bei Schwäche, Erschöpfung, Müdigkeit und abnehmender Konzentrationsfähigkeit sowie während der Genesung nach einer Krankheit (Rekonvaleszenz) zur Stärkung von Körper und Geist eingesetzt werden kann. Es gibt keine überzeugenden Nachweise, dass Ginseng ein zuverlässiges Potenzmittel sein könnte. Im besten Falle kann es bei milden, vorübergehenden Potenzproblemen helfen, indem es die Gesamtgesundheit stärkt. Ernsthafte, länger anhaltende Erektionsprobleme solltest Du immer ärztlich abklären lassen.
Auch pflanzliche Mittel können Neben- und Wechselwirkungen haben. Wie die zusätzliche Einnahme von Ginseng bei Dir wirkt, ist individuell und hängt von verschiedenen Faktoren wie Vorerkrankungen, Wechselwirkungen mit weiteren Medikamenten oder Gesundheitsstatus ab. Sprich mit Deiner Ärztin, Deinem Arzt, ob Du zusätzliche Ginseng-Präparate einnehmen kannst.
Dass Ginseng bei Erektionsstörungen hilft, ist nicht belegt. Es kann als Nahrungsergänzungsmittel bei milden, vorübergehenden Erektionsstörungen helfen, indem es die Gesamtgesundheit stärkt. Du kannst dann Fertigarzneien mit Ginseng einnehmen. Ginseng ist aber kein Ersatz für zuverlässige Medikamente wie PDE-5-Hemmer.
Es gibt keine Belege für eine luststeigernde Wirkung von Ginseng. Es ist möglich, dass Ginseng bei milden Beschwerden eine Verbesserung bringt, indem es die Gesamtgesundheit stärkt
Der koreanische oder echte Ginseng gilt als der Ginseng mit der stärksten Wirkung. Der amerikanische Ginseng gilt als milder. Zwischen rotem und weißem Ginseng gibt es nach aktuellem Wissensstand keinen Wirkungsunterschied. Die beiden Varianten sind nur unterschiedlich verarbeitet.
Die Dosierung von Ginseng-Präparaten hängt vom jeweiligen Arzneimittel ab. Bitte beachte die Packungsbeilage.
Nein. Ginseng kann als Nahrungsergänzungsmittel bei milden Erektionsproblemen unterstützen. Es ist keine Alternative zu zuverlässigen Wirkstoffen wie Sildenafil oder Tadalafil.
Nein, Sildenafil online kaufen ohne Rezept ist nicht möglich. Das Medikament gehört zu den rezeptpflichtigen Potenzmitteln und kann nur mit einem gültigen Rezept von einem Arzt erworben werden.
Nein, Viagra® kaufen ohne Rezept ist nicht erlaubt. Da es sich um ein rezeptpflichtiges Potenzmittel handelt, ist der Erwerb nur mit einem gültigen ärztlichen Rezept möglich. Dies dient Ihrer Sicherheit, da eine medizinische Beratung wichtig ist, um mögliche Risiken und Wechselwirkungen auszuschließen.
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