Erektionsstörungen bei jungen Männern: Ursachen und Lösungen
Erektionsstörungen werden häufig mit älteren Männern in Verbindung gebracht. Aber auch junge Männer in ihren 20ern können unter Erektionsstörungen leiden. Welche Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten es gibt, erfährst Du hier.
Die meisten jungen Männer mit Erektionsproblemen sind gesund - sie haben lediglich Probleme, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Häufig wird von einer psychogenen Erektilen Dysfunktion gesprochen. Das bedeutet, dass keine körperlichen Ursachen für die Erektionsprobleme vorliegen, sondern psychologische Prozesse die Erektion verhindern. Erektionsstörungen in jungen Jahren haben also häufig einen psychischen Ursprung.
Mit 20 durchlebt man viele Veränderungen im Leben: Man zieht in der Regel von Zuhause aus, beginnt mit einer Ausbildung oder der Uni, schließt neue Beziehungen und muss sich meist selbst finanzieren. Diese neuen Herausforderungen können zu Druck und Stress führen, was sich auch durch Probleme bei der Erektion bemerkbar machen kann.
Im Durchschnitt haben Männer in Deutschland mit 18 Jahren ihr erstes Mal. Bei Männern dieses Alters ist die sexuelle Erfahrung daher noch begrenzt. Viele junge Männer sehen sich Pornos an, um ihre vermeintlichen Wissenslücken zu füllen. Eine Studie mit 3419 jungen Männern einer Universität in Antwerpen zeigte einen signifikanten Zusammenhang zwischen problematischem Pornokonsum und erektiler Dysfunktion (1). Von den Männern, die von Pornos mehr erregt wurden als von echtem Sex, leideten 60 bis 70% an einer erektilen Dysfunktion, da Pornokonsum sexuell abstumpfen kann.
Anfang 20 befinden sich verhältnismäßig wenige Männer in einer festen Beziehung (2). Stattdessen erleben sie häufiger One-Night-Stands, Abweisungen und ggf. auch Liebeskummer. Das emotionale Auf und Ab in dieser Zeit kann Erektionsprobleme begünstigen.
Neben psychischen Ursachen kann es auch organische Gründe für Erektionsprobleme geben.
Gründe für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei 20-Jährigen können Rauchen, ein ungesunder Lebensstil, Übergewicht oder Bewegungsmangel sein.
Insbesondere ein ausgeprägter Testosteronmangel kann Erektionsprobleme mit 20 hervorrufen. Ein Testosteronmangel ist zwar bei Männern unter 30 selten, aber kann in manchen Fällen vorkommen. Einflussfaktoren bei jungen Männern sind unter anderem Übergewicht, Konsum von Drogen und Anabolika oder Erkrankungen, wie Diabetes (13).
Bei mittelschweren bis schweren Formen von Akne werden häufiger Akne-Medikamente verschrieben, u.a. der Arzneistoff Isotretinoin. In seltenen Fällen wurde eine Verbindung zwischen Isotretinoin und erektiler Dysfunktion beobachtet. Das kann unter anderem daran liegen, dass Isotretinoin den Testosteronspiegel reduziert, was die Potenz beeinflussen kann. Erlebst du plötzlich Potenzprobleme nach der Einnahme von Akne-Medikamenten, solltest Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin sprechen.
Das gesellschaftliche Bild des muskulösen Mannes kann Druck bei vielen jungen Männern verursachen. In manchen Fällen greifen junge Männer daher zu Sportergänzungsmittel und Steroiden, wie z.B. Anabolika. Letztere werden häufig über den Schwarzmarkt bezogen und können gefährliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Unter anderem können Anabolika die Hormonregulierung im Körper stören und damit auch den Testosteronspiegel, was u.a. eine erektile Dysfunktion bedingen kann.
Auch Betablocker und Amphetamine, die auch als Dopingmittel benutzt werden, wirken zwar nicht hormonell, können allerdings zu Erektionsstörungen führen.
Ein ungesunder Lebensstil kann auch die sexuelle Funktion beeinträchtigen. Typische Faktoren wie Ernährung und Bewegung aber auch Folgen des digitalen Zeitalters, wie Sucht nach sozialen Medien, können Erektionsstörungen bei jungen Männern begünstigen.
Die 20er sind bei vielen jungen Männern mit einem vermehrten Alkohol- und ggf. auch Drogenkonsum verbunden. Sowohl Alkohol als auch Drogen sind Risikofaktoren für eventuell auftretende Potenzprobleme (5).
Unter jungen Menschen in Deutschland wird vor allem der Cannabiskonsum immer beliebter. Studien zeigen, dass ein regelmäßiger Cannabiskonsum ein Risikofaktor für Erektionsstörungen sein kann: Denn Männer, die Cannabis konsumieren, haben eine höhere Prävalenz, früher oder später von Erektionsstörungen betroffen zu sein (6).
Auch Rauchen und Vapen, also die Verwendung von E-Zigaretten, was v.a. bei jungen Menschen zunehmend beliebt ist, kann ggf. die Potenz schwächen und letzten Endes zu Erektionsstörungen führen (7, 12). Laut einer Studie leiden E-Zigaretten-Nutzer im Vergleich zu Nicht-Nutzern doppelt so häufig an Erektionsstörungen (7). Ähnliches gilt auch beim Rauchen.
Durch Stress und Veränderungen im Alltagsleben eines jungen Mannes wird häufig nicht so sehr auf eine ausgewogene Ernährung geachtet. Der übermäßige Verzehr von fett- und zuckerhaltigen Produkten, wie Fertigprodukte oder Fastfood, kann die Potenz beeinträchtigen. Auch junge Männer sollten demzufolge auf eine ausgewogene Ernährung achten.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Koffein, Energy Drinks und erektiler Dysfunktion?
Es gibt noch keine klaren Belege dazu, ob Koffein wirklich bei Erektionsstörungen hilft oder nicht. Womöglich kann Kaffee die Blutgefäße entspannen und den Blutfluss fördern, allerdings ist die Studienlage derzeit noch sehr eingeschränkt. Auch zu Energy Drinks gibt es aktuell wenig Forschung. Einige Zutaten, wie z.B. Niacin, könnten evtl. eine Erektion verbessern, während der hohe Zuckergehalt wiederum die Erektion beeinträchtigen kann.
E-Sports und Gaming sind Hobbys, die v.a. bei jungen Männern sehr verbreitet sind. Manch einer spielt stundenlang täglich oder sogar professionell. Ob regelmäßiges E-Sports oder Gaming mit erektiler Dysfunktion bei jungen Männern verbunden ist, bleibt noch unklar. Eine Studie von 599 Männern zeigte, dass Gamer oft eine reduzierte Libido haben, was sich auch auf die Erektion auswirken kann (8). Darüber hinaus sind E-Sports Spieler häufiger von Übergewicht oder anderen Stoffwechselstörungen, sowie kardiovaskulären Erkrankungen betroffen, die Erektionsstörungen zur Folge haben können (9).
Die Abhängigkeit von sozialen Medien ist bei jungen Männern keine Seltenheit. Es ist bekannt, dass soziale Medien die mentale Gesundheit negativ beeinflussen können (10). Ein übermäßiger Konsum kann aber auch die sexuelle Funktion beeinträchtigen, so eine Studie aus Portugal (11). Sie zeigte, dass Männer, die zu häufig online waren, eine reduzierte erektile Funktion, Schwierigkeiten beim Orgasmus sowie Unzufriedenheit mit Sex hatten.
Die gute Nachricht: Erektionsprobleme mit 20 sind oft psychisch bedingt und lassen sich gut behandeln und sogar heilen. Allerdings geht das nicht von heute auf morgen, weshalb diesbezüglich viel Eigeninitiative und Geduld gefragt ist.
Da Erektionsstörungen bei jungen Männern oft eine Folge von Stress und Druck im Alltag und Sexualleben sind, ist eine offene Kommunikation und Zusammenarbeit mit dem Partner oder der Partnerin sehr wichtig. Dadurch können Unsicherheiten geklärt und zusammen auf eine Verbesserung des Sexuallebens hingearbeitet werden. Wenn das nicht funktioniert, kann ein Psychotherapeut oder eine Psychotherapeutin hinzugezogen werden. Eine Therapie kann dabei helfen, besser mit Stress und Leistungsdruck umzugehen.
Ein gesunder Lebensstil kann auch helfen, Erektionsstörungen zu lindern. Dabei sollte man unter anderem auf eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung achten. Darüber hinaus sollte man darauf achten, den
Konsum digitaler Medien zu reduzieren. .
Sowohl bei organischen als auch bei psychischen Ursachen kann ein medikamentöser Ansatz erfolgversprechend sein. Durch die positiven sexuellen Erfahrungen mit Potenzmitteln, sogenannten PDE-5-Hemmer wie Sildenafil oder Tadalafil, wird das Selbstbewusstsein auf- und der Leistungsdruck abgebaut.
Achtung - unseriöse Angebote
Im Internet werden viele nicht-verschreibungspflichtige Methoden zur Behandlung von Erektionsstörungen angeboten. Diese sind oft nicht wissenschaftlich belegt und können sogar gesundheitsgefährdend sein. Zudem sind PDE-5-Hemmer verschreibungspflichtig und sollten nie ohne ärztlichen Rat oder auf dem Schwarzmarkt erworben werden.
Vor allem psychische Faktoren können zu Erektionsstörungen bei Männern in ihren 20ern führen. Diese können mit etwas Geduld und einer guten Mitarbeit des Betroffenen meistens erfolgreich behandelt werden. Dazu sollten die Partnerin oder der Partner und im Zweifelsfall auch ein Psychotherapeut mit einbezogen werden. Auch bei jungen Männern kommt eine Behandlung mit PDE-5-Hemmern in Frage.
Wer viele Stunden mit sozialen Medien verbringt, kann sein Risiko für eine reduzierte erektile Funktion erhöhen, Schwierigkeiten beim Orgasmus und Unzufriedenheit beim Sex erleben.
Ein übermäßiger Pornokonsum ist bei jungen Männern problematisch. Denn Pornos können sexuell abstumpfen und zu sexuellem Leistungsdruck und unrealistischen Erwartungen führen. Die Folge: Erektionsprobleme in den 20ern.
Steroide, wie Anabolika, und andere für Doping genutzte Mittel, wie Betablocker und Amphetamine können Erektionsstörungen verursachen. Zum Beispiel wirken Anabolika sich oft negativ auf den Hormonhaushalt im Körper aus, was eine erektile Dysfunktion verursachen kann.
Der in manchen Akne-Medikamente vorhandene Wirkstoff Isotretinoin kann in seltenen Fällen eine erektile Dysfunktion verursachen. Ein möglicher Grund ist ein durch den Wirkstoff reduzierten Testosteronspiegel, was die Potenz beeinflussen kann.
Die Auswirkung von E-Sports und Gaming auf die sexuelle Gesundheit von jungen Männern ist noch nicht ausreichend erforscht. Erste Studien legen nahe, dass Gaming und E-Sports möglicherweise mit einem reduzierten Libido sowie Übergewicht, Stoffwechselstörungen und kardiovaskuläre Erkrankungen einhergehen (8, 9). Diese können Einflussfaktoren für eine Erektionsstörung sein.
Ja, Rauchen und “Vapen” können das Risiko für Potenzprobleme bei jungen Männern erhöhen.
Ob Koffein und Energy-Drinks eine Erektion fördern und beeinträchtigen, bleibt noch unklar. Möglicherweise kann Kaffee die Blutgefäße entspannen und den Blutfluss verbessern. Energy-Drinks enthalten Zutaten, die eine Erektion ggf. positiv (z.B. Niacin) oder auch negativ (z.B. Zucker) beeinflussen können.
Der regelmäßige Konsum von Cannabis und/oder Alkohol ist ein Risikofaktor für das Auftreten erektiler Dysfunktion bei jungen Männern.
Junge Menschen greifen oft unüberlegt zu fett- und zuckerhaltigen Produkten, wie Fertigprodukten und Fast Food. Diese können auch schon in jungen Jahren Potenzprobleme bedingen.
Zur Behandlung von Erektionsstörungen werden häufig Medikamente wie Viagra (Sildenafil), Cialis (Tadalafil) und andere PDE-5-Inhibitoren eingesetzt, die den Blutfluss zum Penis verbessern und eine Erektion unterstützen. Diese Medikamente sind effektiv für viele Männer und sollten nach Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Es ist wichtig, sich über mögliche Nebenwirkungen und die richtige Anwendung zu informieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
1. Jacobs, T. et al. (2021) Associations Between Online Pornography Consumption and Sexual Dysfunction in Young Men: Multivariate Analysis Based on an International Web-Based Survey. Aufgerufen am 20.09.2023. https://publichealth.jmir.org/2021/10/e32542/metrics.
2. Destatis (2019) Lebenssituation von Männern: Ergebnisse des Mikrozensus 2017. Aufgerufen am 20.09.2023. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Haushalte-Familien/Publikationen/Downloads-Haushalte/lebenssituation-maenner-5122204179004.pdf?__blob=publicationFile.
3. Maru, R.K. et al. (2019) A study to assess sexual dysfunction in patients with major depressive disorder. Aufgerufen am 22.09.2023. https://www.researchgate.net/publication/330417421_A_study_to_assess_sexual_dysfunction_in_patients_with_major_depressive_disorder.
4. Gao, X. et al. (2007) Erectile Function and Risk of Parkinson’s Disease. Aufgerufen am 22.09.2023. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2385785/.
5. Holland, K. (2022) Drug Use and Erectile Dysfunction: What’s the link? Aufgerufen am 22.09.2023. https://www.healthline.com/health/erectile-dysfunction/recreational-drugs-linked-to-ed.
6. Pizzol, D. et al. (2019) Relationship Between Cannabis Use and Erectile Dysfunction: A Systematic Review and Meta-Analysis. Aufgerufen am 21.09.2023. https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/1557988319892464.
7. Techniker Krankenkasse (2022) E-Zigaretten schwächen die Potenz. Aufgerufen am 22.09.2023. https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/copd/tk-plus-bei-copd/dmp-news/e-zigaretten-schwaechen-die-potenz-2132366?tkcm=ab.
8. Sansone, A. et al. (2017) Relationship Between Use of Videogames and Sexual Health in Adult Males. Aufgerufen am 21.09.2023. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28579336/.
9. Shen, Y. and Cicchella, A. (2023) Health Consequences of Intensive E-Gaming: A Systematic Review. Aufgerufen am 22.09.2023. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9915906/.
10. Mir, E. and Sun, A. (2023) Social Media and Adolescents’ and Young Adults’ Mental Health. Aufgerufen am 21.09.2023. https://www.center4research.org/social-media-affects-mental-health/.
11. Fuzeiro, V. et al. (2022) Sexual Function and Problematic Use of Smartphones and Social Networking Sites. Aufgerufen am 21.09.2023. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S1743609522013212.
12. Gades, N.M. et al. (2005) Association between Smoking and Erectile Dysfunction: A Population-based Study. Aufgerufen am 22.09.2023. https://academic.oup.com/aje/article/161/4/346/92680?login=false.
13. Cohen, J. et al. (2019) Low Testosterone in Adolescents and Young Adults. Aufgerufen am 6.10.2023. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6966696/.
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