Die vorzeitige Ejakulation ist eine der häufigsten Sexualstörungen bei Männern und meist mit einer hohen mentalen Last verbunden.
Viele Männer greifen auf Viagra als Allheilmittel sexueller Funktionsstörungen zurück. Ist es aber sinnvoll, Viagra zur Behandlung vorzeitiger Ejakulation zu nutzen? Kann es wirklich dabei helfen, das Kommen zu verzögern? In diesem Artikel erfährst Du, ob und inwiefern Viagra bei vorzeitiger Ejakulation verwendet werden kann und welche anderen Therapiemöglichkeiten es gibt.
Unter einer vorzeitigen Ejakulation (ejaculatio praecox) versteht man einen Samenerguss, der kurz vor der Penetration, direkt beim Eindringen oder sehr kurz nach der Penetration erfolgt. Besteht dieses Problem schon seit dem ersten sexuellen Kontakt, wird von einer Primären Ejaculatio Praecox gesprochen, eine angeborene Form, die sich auch nach mehrmaligem Sex nicht verbessert. Eine sekundäre Ejaculatio Praecox liegt vor, wenn ein vorzeitiger Samenerguss plötzlich bei Männern auftritt, die zuvor keine Probleme hatten. Die häufigsten Ursachen sind dabei Versagensangst, Nervosität oder andere psychische Faktoren. Auch eine sehr empfindliche Penishaut, oder in seltenen Fällen, eine Erkrankung, wie eine Prostataentzündung oder Schilddrüsenüberfunktion, können Gründe für eine vorzeitige Ejakulation sein.
Die vorzeitige Ejakulation betrifft etwa 20 -25% der männlichen Bevölkerung und ist damit eine der häufigsten Sexualstörungen unter Männern. Trotzdem bleibt die Definition der vorzeitigen Ejakulation schwammig.
In der Regel gilt der Samenerguss als vorzeitig, wenn die intravaginale Ejakulationslatenzzeit weniger als 1 bis 2 Minuten beträgt. Was aber als zu früh empfunden wird, liegt an der persönlichen Wahrnehmung oder die der Partnerin oder des Partners.
Wenn Du unsicher bist, ob Du unter vorzeitiger Ejakulation leidest, solltest Du Dich am besten von einem Arzt/ einer Ärztin beraten lassen.
Normalerweise wird Viagra (mit dem Wirkstoff Sildenafil) nicht zur Behandlung von vorzeitiger Ejakulation verschrieben. Einige Studien deuten aber darauf hin, dass Viagra möglicherweise Hilfe verschaffen kann.
Eine kleine Studie von 180 Männern mit vorzeitiger Ejakulation hat gezeigt, dass Sildenafil einen höhere Wirksamkeit hat,, als andere bekannte Behandlungsmethoden, wie die Squeeze-Methode (dabei wird der Penis manuell zusammengedrückt, um die Ejakulation zu stoppen, und die Erektion zu schwächen) (4).
In einer weiteren Studie wurde nachgewiesen, dass die Einnahme von Sildenafil bei Männern mit vorzeitigem Samenerguss das Selbstbewusstsein erhöhen, das Gefühl, die Ejakulation selber kontrollieren zu können, verbessern sowie die sexuelle Befriedigung steigern kann (5).
Aufgrund der eingeschränkten Studienlage bleibt aber unklar, ob Viagra wirklich zur Behandlung von vorzeitigem Samenerguss angewendet werden kann.
Die vorzeitige Ejakulation ist oft eine Begleiterscheinung der erektilen Dysfunktion. Beim gleichzeitigen Vorkommen beider Dysfunktionen wird die erektile Dysfunktion vorrangig behandelt, wofür PDE-5 Hemmer wie z.B. Viagra zum Einsatz kommen. Viagra bewirkt eine Entspannung der Blutgefäße im Penis, weshalb sich der Blutfluss in den Penis und dadurch die Erektionsfähigkeit verbessert. Wenn man folglich Probleme hat, eine Erektion aufrechtzuhalten , und den Sex vorzeitig beenden muss, kann Viagra ggf. helfen, länger durchzuhalten. Leidest Du also unter vorzeitigen Ejakulationen in Zusammenhang mit einer nachweislichen erektilen Dysfunktion, kann die Einnahme von Viagra indirekt das Problem eines verfrühten Samenerguss verbessern.
Studien deuten darauf hin, dass Viagra eine weitere Wirkung hat, die sich positiv auf eine vorzeitige Ejakulation auswirken könnte, nämlich die Verkürzung der Erholungsphase (5, 9). Die Erholungsphase (Refraktärzeit) beschreibt den Zeitraum zwischen dem Orgasmus und wann man wieder sexuell erregt werden kann. Direkt nach dem Orgasmus wird der Penis schlaff und ein weiterer Orgasmus ist physiologisch erstmal nicht möglich. Viagra kann diese Zeit deutlich verkürzen; somit ist der Mann schneller wieder für Sex bereit . Die Wirkung von Viagra sollte 30 bis 60 Minuten nach Einnahme eintreten und im Durchschnitt 4 Stunden anhalten. In dieser Zeit kann es mehrmals zu einer Erektion kommen, wodurch sich das Problem der vorzeitigen Ejakulation verbessern kann, da das Durchhaltevermögen nach dem ersten Orgasmus gesteigert wird.
Zwar kann Viagra die Zeit der Erektion verlängern und die Erholungsphase verkürzen, aber es hat keine klare Wirkung auf typische Symptome einer vorzeitigen Ejakulation, wie die Empfindlichkeit des Penis oder die Zeit bis zur Ejakulation. Viagra wirkt auch nicht gegen Versagensangst und erhöht nicht die sexuelle Lust. Somit kann Viagra nicht als Allheilmittel gegen vorzeitige Ejakulation gesehen werden.
Auch wenn Viagra nicht unbedingt die vorzeitige Ejakulation therapieren kann, gibt es viele nachgewiesene Alternativen, die einem verfrühten Samenerguss entgegenwirken können.
Da psychische Faktoren bei der vorzeitigen Ejakulation eine zentrale Rolle spielen, wird häufig eine Verhaltenstherapie empfohlen, um die Gründe der vorzeitigen Ejakulation zu besprechen und Strategien zum Verzögern der Ejakulation zu erlernen. Ist der Patient in einer festen Beziehung, wird auch der Partner oder die Partnerin herangezogen, um zu besprechen, wie man zusammen an das Problem herangehen und die sexuelle Befriedigung in der Partnerschaft verbessern kann.
Bei dieser Technik soll der Samenerguss verzögert und Versagensängste abgebaut werden. So soll erlernt werden, die Erregung bewusster wahrzunehmen und besser zu kontrollieren. Dabei wird der Mann durch sich selbst (Masturbation) oder durch seinem Partner oder seiner Partnerin stimuliert (zuerst manuell, später auch beim Sex) bis er das Gefühl hat, gleich zu kommen. Bei der Stopp-Start-Methode wird die Stimulation angehalten, bis der Mann das Gefühl hat, wieder weniger erregt zu sein.
Bei der Squeeze-Methode drückt der Mann oder die andere Person eine Stelle direkt unterhalb der Eichel 10 bis 20 Sekunden lang zusammen. Hierdurch wird die Ejakulation gestoppt und die Erektion vermindert. Bei beiden Methoden kann die Stimulation wieder nach 30 Sekunden aufgenommen werden. Durch regelmäßige Übungen können Männer eine gewisse Kontrolle über ihre Erregung erreichen und lernen, ihre Ejakulation 5 bis 10 Minuten oder sogar länger hinauszuzögern.
In manchen Fällen, bei denen eine Psychotherapie nicht ausreicht, kann auf eine medikamentöse Therapie zurückgegriffen werden.
Viagra verzögert grundsätzlich nicht “das Kommen” und ist auch kein Allheilmittel gegen vorzeitigen Samenerguss. Das Präparat kann durch eine verbesserte Erektionsfähigkeit und eine verkürzte Erholungsphase helfen, eine Erektion länger beizubehalten und folglich länger beim Sex durchzuhalten. Das Medikament bietet aber keine endgültige Lösung zur Minderung der typischen Symptome einer vorzeitigen Ejakulation. Allerdings existieren eine Vielzahl anderer Möglichkeiten, um dieses Problem zu lösen. Am besten besprichst Du mit Deinem Arzt oder Deiner Ärztin, welches für Dich am passendsten wäre.
Viagra verbessert die Erektionsfähigkeit. Wenn man häufigerProbleme damit hat, eine Erektion beizubehalten, und den Sex vorzeitig beenden muss, kann Viagra ggf. dabei helfen, länger durchzuhalten. Auch die Erholungsphase wird durch Viagra verkürzt, wodurch das Durchhaltevermögen nach dem ersten Orgasmus gesteigert wird.
Viagra wirkt sich nicht direkt auf die Ejakulation und beugt nicht dem vorzeitigen Samenerguss vor. Wenn eine vorzeitige Ejakulation im Zusammenhang mit einer erektilen Dysfunktion stattfindet, kann die Einnahme von Viagra indirekt die vorzeitige Ejakulation verhindern, indem die Erektionsfähigkeit verbessert und die Erektion länger beibehalten wird. Die verkürzte Erholungsphase durch Viagra kann auch bei vorzeitigem Samenergusseine Lösung bieten, da man öfters hintereinander Sex haben kann, und dadurch das zu schnelle Kommen beim ersten Mal wieder ausgeglichen werden kann.
Die Wirkung von Viagra sollte nach 30 bis 60 Minuten eintreten und hält im Durchschnitt 4 Stunden an. Zwar wird das Kommen nicht unbedingt durch Viagra verzögert, allerdings kann es in dieser Zeit mehrmals zu einer Erektion kommen, wodurch das Durchhaltevermögen zunimmt.
Es gibt keine klaren Beweise dafür, dass Viagra der Qualität oder der Menge der Spermien schadet. Eine Studie aus dem Jahr 2019 zeigt sogar, dass Viagra Sperma und damit die Fertilität von Männern positiv beeinflussen kann (7).
Nein, es gibt nicht genug Belege dafür, dass Viagra die Ejakulation dauerhaft verzögern kann.
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