Ursachen, Formen und Behandlungsoptionen bei Vorhautverengung
Eine Vorhautverengung ist nicht immer behandlungsbedürftig. Bis zum Ende der Pubertät ist sie ganz normal und ein wichtiger Schutzmechanismus für die Eichel. Tritt sie bei erwachsenen Männern auf, gibt es – je nach Ursache und Beschwerdebild – operative und nicht operative Behandlungsmöglichkeiten.
Eine Phimose, zu Deutsch: Vorhautverengung, lässt sich daran erkennen, dass sich die Vorhaut (Präputium) nicht oder nur unter Schmerzen über die Eichel (Glans) zurückziehen lässt. Wichtig ist jedoch: Eine Phimose ist nicht immer behandlungsbedürftig.
Bei der Geburt ist bei der überwiegenden Mehrheit der Jungen (96 Prozent1) die Vorhaut verengt und mit der Eichel verklebt. Dies schützt die empfindliche Eichel vor schädlichen Umwelteinflüssen. Mit dem Heranwachsen löst sich die Verklebung auf natürliche Weise von selbst. In welchem Alter dies geschieht, ist individuell sehr verschieden.
Früher – und teilweise auch heute noch – galt die Meinung, dass die Vorhautverengung behandelt werden sollte, wenn die Ablösung nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, wie z. B. „zur Einschulung“ oder „bis zum 14. Lebensjahr“ und Ähnliches, erfolgt sein sollte. Diese Einschätzung gilt heute als überholt. Bereits 1968 konnte der dänische Arzt Dr. Jakob Østers in einer repräsentativen Untersuchung1 zeigen, dass der natürliche Vorgang der Ablösung und Weitung der Vorhaut bis zum Alter von 16-17 Jahren dauern kann. Erst in diesem Alter hat sich die primäre Phimose bei der großen Mehrheit (95 Prozent) gegeben. Im Alter von 12-13 Jahren ist dies z. B. erst bei 60 Prozent der Jungen der Fall.
Man betrachtet heute daher eine Phimose bis zum Ende der Pubertät mit ca. 17 Jahren als normal und nicht behandlungsbedürftig. Vorausgesetzt ist natürlich immer, dass die Vorhautverengung symptom- und beschwerdefrei ist.
Ob und wie eine Phimose behandelt werden sollte, ist immer abhängig davon, ob sie Beschwerden verursacht. Grundsätzlich können beide Formen der Phimose behandlungsbedürftig sein.
Die primäre Phimose, also die angeborene, nicht krankhafte Form, ist grundsätzlich nicht behandlungsbedürftig. Sie ist nicht durch Entzündungen oder Vernarbungen bedingt und tritt in der Regel bei Kindern und Jugendlichen auf, kann aber auch im Erwachsenenalter weiter bestehen. Die Weitung und Loslösung der Vorhaut von der Eichel sollten nicht erzwungen werden. Dadurch können Verletzungen entstehen, die dann eine Behandlung notwendig machen. Nur in schweren Fällen, vor allem wenn die Funktion von Penis und Harnröhre durch die Phimose beeinträchtigt wird, kann eine Behandlung erforderlich sein.
Die sekundäre Phimose, also die erworbene, krankhafte Verengung der Vorhaut, ist meist verbunden mit einem narbigen Schnürring. Sie entsteht in der Regel als Folge von Entzündungen, Verletzungen oder steht in Zusammenhang mit Infektionen wie Balanitis (Entzündung der Eichel) oder Balanoposthitis (Entzündung von Eichel und Vorhaut). Diese Erkrankungen können die Entstehung von Narbengewebe begünstigen, was dann zu einer Verengung der Vorhaut führt. Wiederholte Verletzungen oder entzündungsfördernde Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus (Typ 2 Diabetes) können die Entstehung einer sekundären Phimose begünstigen.
Solltest Du die folgenden Symptome bei Dir beobachten, suche schnellstmöglich einen Arzt / eine Ärztin auf und lasse die Beschwerden abklären.
Häufige Symptome und Komplikationen einer krankhaften Phimose sind:
Die Diagnose einer Phimose erfolgt hauptsächlich durch eine äußerliche Untersuchung und eine Klärung der vorliegenden Beschwerden im Gespräch. Dein Arzt / Deine Ärztin konzentrieren sich dabei auf:
Vor allem bei jungen Patienten wird der Arzt / die Ärztin genauer untersuchen, ob es sich wirklich um eine Phimose handelt oder eine Vorhautverklebung vorliegt. Bei der Vorhautverklebung ist die Vorhaut zwar (noch) mit der Eichel verklebt, aber weit genug, um sie theoretisch über die Eichel streifen zu können. In der Regel löst sich eine Vorhautverklebung bei Kindern und Jugendlichen von selbst.
Eine Balanitis ist eine bakterielle Entzündung, die sich über Eichel und Vorhaut ausbreitet und dazu führt, dass der Bereich gerötet und geschwollen ist. Zu den Symptomen gehören Schmerzen beim Wasserlassen, eitriger Ausfluss oder Juckreiz. Eine Phimose kann die Entstehung einer Balanitis begünstigen und umgekehrt.
Der Lichen sclerosus (Weißfleckenkrankheit) ist eine chronisch-entzündliche, nicht ansteckende Erkrankung der Haut, die an porzellanfarbenen, vernarbenden und knötchenartigen Hautveränderungen (Papeln) zu erkennen ist. Sie kann den ganzen Körper betreffen und auch Vorhaut und Eichel befallen. Das durch Lichen sclerosus verursachte derbe Narbengewebe kann zu einer sekundären Phimose führen.
Es ist derzeit noch unklar, wie die Krankheit ausgelöst wird, es wird jedoch vermutet, dass autoimmune Mechanismen eine Rolle spielen oder eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren den Ausbruch der Krankheit begünstigen. Eine aktuelle Studie2 zeigte Hinweise darauf, dass Lichen sclerosus häufiger bei Männern auftritt, die einer Beschneidung (radikale Zirkumzision) unterzogen wurden.
Ob bei Kindern und Jugendlichen oder Erwachsenen – eine Phimose sollte nie auf eigene Faust behandelt werden, etwa durch wiederholtes Dehnen oder starkes Ziehen an der Vorhaut. Es können dadurch kleine Risse und Verletzungen in der Haut entstehen, die zu Entzündungen und Vernarbungen führen. Aus einer unbedenklichen und eigentlich nicht behandlungsbedürftigen primären Phimose kann so eine sekundäre entstehen oder eine vorhandene sekundäre Phimose sich weiter verschlimmern.
Je nach Diagnose und Leidensdruck gibt es im Wesentlichen zwei grundlegende Behandlungsmöglichkeiten: Behandlung mit Salben und Dehntherapie sowie operative Methoden.
Die Behandlung mit Kortisonsalben ist in der Regel verbunden mit einer sanften Dehntherapie. Die Kortisonsalbe macht die Haut elastischer, sodass man nach einiger Zeit versuchen kann, die Vorhaut sanft zurückzuziehen und leicht zu dehnen. Dies wird so lange (meist 6-8 Wochen) wiederholt, bis sich die Vorhaut weit genug gedehnt hat und beschwerdefrei über die Eichel ziehen lässt. Die Behandlung ist in der Regel frei von Nebenwirkungen und sehr erfolgreich. Eine französische Metaanalyse3 (systematische Auswertung von bestehenden Studien und Untersuchungen) kam zu dem Ergebnis, dass bei Kindern und Jugendlichen (Durchschnittsalter 5 Jahre) rund 85 Prozent der Phimosen erfolgreich mit Kortisonsalben behandelt werden konnten.
Ist eine konservative Behandlung mit Kortisonsalbe nicht sinnvoll oder bleibt erfolglos, kann eine Vorhautverengung operativ behandelt werden. Es gibt hier drei Möglichkeiten:
Bei der Präputiumplastik bleibt die Vorhaut ganz erhalten. Je nach Krankheitsbild und Operationsmethode wird die Vorhaut 1 bis 3 Mal längs eingeschnitten und die Nähte im Anschluss mit speziellen Quernähten so wieder verschlossen, dass die Vorhaut erweitert bleibt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass sie meist ohne Komplikationen und Folgeschäden verläuft.
Bei der partiellen Zirkumzision (Teilbeschneidung) wird nur der verengte Teil der Vorhaut entfernt. Sie ist in der Regel einer kompletten Beschneidung vorzuziehen, da sie mit weniger Komplikationen und Spätfolgen einhergeht. Es besteht jedoch ein Risiko, dass die Phimose erneut auftritt.
Bei der radikalen Zirkumzision (komplette Beschneidung) wird die gesamte Vorhaut entfernt. Die komplette Beschneidung bringt ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Nachblutungen, Ödeme und Wundinfektionen oder kann dazu führen, dass Teile des Vorhautblattes eine Wulst bilden.
Eine aktuelle Studie zeigte hohe Raten von Lichen sclerosus bei Männern, die nach einer radikalen Beschneidung. Dabei scheint ein höheres Alter ein wichtiger Risikofaktor zu sein.
Vor allem bei Beschneidungen im Kindesalter werden auch psychische Traumata als Folge einer Zirkumzision beobachtet – egal ob es sich dabei um Beschneidungen unter medizinischen Bedingungen oder um rituelle, religiös motivierte Beschneidungen handelt. Eine Studie unter 1.500 philippinischen Jungen ergab, dass rund die Hälfte (51 Prozent) der Jungen, deren Beschneidungen unter medizinischen Rahmenbedingungen stattfanden, eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelte. Bei den rituell beschnittenen Jungen waren es sogar 70 Prozent.
Eine primäre Phimose ist bis zum Ende der Pubertät ganz normal und sollte nicht behandelt oder das Zurückziehen der Vorhaut über die Eichel forciert werden. Die Vorhaut löst und weitet sich in der Regel auf natürliche Weise von selbst.
Um der Entstehung einer sekundären Phimose im Erwachsenenalter vorzubeugen, sind vor allem folgende Faktoren wichtig:
Unter Phimose versteht man eine Verengung der Vorhaut. Mediziner:innen unterscheiden zwischen primärer (angeborener) Phimose und sekundärer (erworbener) Phimose. Die primäre Phimose tritt in der Regel im Kindes- und Jugendalter auf und ist – sofern beschwerdefrei – nicht behandlungsbedürftig. Die sekundäre Phimose entsteht im Erwachsenenalter meist durch Entzündungen oder Verletzungen, die zu Narbengewebe führen, welches die Vorhaut verengt und weniger elastisch macht. Die Phimose kann nicht operativ mit Kortisonsalben oder operativ durch eine Vorhautplastik (Vorhaut wird erhalten), eine partielle Zirkumzision (Teilbeschneidung, nur der verengte Teil wird entfernt) oder eine radikale Zirkumzision (komplette Beschneidung, Vorhaut wird ganz entfernt) behandelt werden. Die nicht operative Behandlung – durch die rund 80 Prozent aller Phimosen erfolgreich behandelt werden können – ist einer operativen Behandlungsmethode vorzuziehen, da vor allem die radikale Zirkumzision ein höheres Risiko für Komplikationen und Spätfolgen (u. a. auch psychische Traumata) hat. Um einer sekundären Phimose vorzubeugen, sind eine gute Hygiene und regelmäßige ärztliche Kontrollen wichtig.
Eine Phimose ist eine Verengung der Vorhaut des Penis. Bei einer Phimose ist das Zurückstreifen der Vorhaut über die Eichel nicht oder nur unter Schmerzen möglich. Bis zum Ende der Pubertät ist eine Vorhautverengung (primäre Phimose) normal und nicht behandlungsbedürftig. Eine erworbene Phimose (sekundäre Phimose) sollte immer behandelt werden.
Typisch für eine Phimose ist das schmerzhafte Zurückstreifen der Vorhaut. Es kann auch zu Schmerzen bei der Erektion, Harnwegsinfekten oder Rissen und Blutungen in der Haut kommen. Bei einer Vorhautverengung sollte daher das Zurückziehen der Vorhaut nie erzwungen werden.
Gefährlich ist die sogenannte Paraphimose (umgangssprachlich „Spanischer Kragen“). Hier kann die zurückgestreifte Vorhaut nicht mehr vorgeschoben werden und drückt so die Blutversorgung der Eichel ab. Im schlimmsten Fall kann dies zum Absterben von Gewebe führen.
Die Diagnose Phimose kann von Deinem Arzt / Deiner Ärztin nach einem ausführlichen Analysegespräch und körperlichen Untersuchung gestellt werden.
Eine Phimose kann meist sehr erfolgreich nicht operativ mit Kortisonsalben behandelt werden. Sollte diese Behandlung nicht erfolgreich oder nicht möglich sein, gibt es verschiedene chirurgische Verfahren wie die Präputiomsplastik (Vorhaut wird erhalten), eine Teilentbeschneidung (partielle Zirkumzision) oder Komplettbeschneidung (radikale Zirkumzision).
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