Sexuelle Unlust: Wenn Sex nicht mehr anmacht

Ursachen und Behandlung von Libidoverlust beim Mann

Hormonumstellungen, Lebensstil, Krankheiten, aber auch die Geburt eines Kindes oder seelische Belastungen – viele Faktoren können dazu führen, dass das Verlangen nach Sex nachlässt. Hält die sexuelle Unlust länger an, solltest Du nach Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten für den Libidoverlust suchen.

Älteres Paar im Bett, Mann gähnt und Frau ist unzufrieden – zeigt Libidoverlust beim Mann.
Medizinisch geprüft von
Dr. Johannes von Büren
Letzte Änderung:
5.11.2024
Lesezeit: 5 min
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sexuelle Unlust (Libodoverminderung oder Libidoverlustverlust) ist keine Krankheit und nur behandlungsbedürftig, wenn sie länger andauert und als Belastung empfunden wird. 
  • Erektionsstörungen können eine Ursache für Libidoverlust beim Mann sein, viele Betroffene haben jedoch gesunde Sexualfunktionen. 
  • Die medizinische Behandlung von sexueller Unlust sollte sich immer an der zugrundeliegenden körperlichen oder psychischen Ursache orientieren und nur nach ärztlicher Beratung erfolgen.

Libidoverlust: Wenn Sex nicht mehr anmacht

Die menschliche Sexualität hat viele Facetten. Schwankungen in der Intensität unserer sexuellen Bedürfnisse sind dabei ganz normal. Nimmt das sexuelle Verlangen ab, spricht man auch von einer Verminderung der Libido oder Libidoverlust. Der Begriff „Libido“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Begehren“ oder „Begierde“. In der Medizin und Psychologie wird er verwendet, um das sexuelle Verlangen oder den sexuellen Trieb eines Menschen zu beschreiben. 

Eine Verminderung der Libido zeigt sich dadurch, dass Betroffene weniger sexuelle Gedanken und Fantasien haben und das Interesse an Sex generell geringer ist als zuvor. Auch reagieren Männer mit sexueller Unlust weniger stark auf sexuelle Stimulation durch visuelle Reize, Worte oder Berührungen. Wie häufig die Störung auftritt, ist schwer zu sagen, da es keine genauen Untersuchungen dazu gibt. Eine Umfrage unter Männern in Deutschland aus dem Jahr 2022 kam zu dem Ergebnis, dass über das Jahr verteilt, rund 15 Prozent der Männer eine sexuelle Unlust (Hypoactive Sexual Desire) verspürten.1

Dass es dazu wenig wissenschaftliche Erkenntnisse gibt, ist nicht allzu verwunderlich. Denn eine verringerte Libido ist an sich keine behandlungsbedürftige Krankheit. Erfährt ein Mann Libidoverlust, kann sich das jedoch auf Dauer das Lebensgefühl und die Partnerschaft – und damit auch die Gesundheit – belasten. Dauert das verminderte sexuelle Interesse länger als 6 Monate an, sprechen Mediziner:innen auch von einer Appetenzstörung. Beobachtest Du bei Dir sexuelle Unlust also über einen längeren Zeitraum oder stellt die Situation für Dich persönlich oder die Partnerschaft eine Belastung dar, ist es sinnvoll, ärztliche Hilfe einzuholen.

Information
Sexuelle Unlust und Erektionsstörungen: kein zwingender Zusammenhang

Eine verringerte Libido kann – muss aber nicht – mit Erektionsstörungen zusammenhängen. Besteht eine Erektionsstörung, kann diese dazu führen, dass Versagensängste zu sexueller Unlust führen. Viele Männer mit einer Libidostörung haben aber eine gesunde Sexualfunktion und sind häufig auch sexuell aktiv, um ihre Partnerschaft aufrechtzuerhalten.

Mögliche Ursachen für eine verminderte Libido

Für eine sinnvolle Behandlung ist es wichtig, die konkreten Ursachen zu kennen, die zu einem Libidoverlust beim Mann führen können. Diese sind im Wesentlichen in zwei Bereichen oder einer Kombination aus beiden zu finden: Körper und Psyche. 

Libidoverlust Mann: Körperliche Ursachen

Auf körperlicher Ebene können hormonelle Veränderungen, altersspezifische Faktoren und Krankheiten oder Medikamente eine Rolle spielen. 

Information
  • Hormonelle Veränderungen: Dopamin, Oxytocin und Testosteron haben einen entscheidenden Einfluss auf die Sexualität. Hormonelle Veränderungen durch Krankheiten, Alterungsprozess oder Drogen können daher auch das Interesse an Sex verändern. Vor allem ein Testosteronmangel kann zu einer verringerten Libido führen.
  • Altersspezifische Faktoren: Bereits ab dem 20. Lebensjahr fährt der männliche Körper die Testosteronproduktion um durchschnittlich etwa 1 bis 2 Prozent pro Jahr zurück. Ob und wie stark dieser schleichende Abbau das sexuelle Verlangen beeinflusst, hängt von individuellen Faktoren ab und kann von Mann zu Mann sehr unterschiedlich sein. Generell kann man sagen, dass mit zunehmendem Alter die Testosteronproduktion und damit häufig auch das sexuelle Verlangen nachlässt. Auch andere typische Alterserkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Diabetes Typ 2 können mit einem Libidoverlust beim Mann einhergehen.
  • Krankheiten, Medikamente, Operationen: Vor allem Erektionsstörungen können mit sexueller Unlust einhergehen. Die Ursachen liegen dabei aber nicht auf der körperlichen Ebene, sondern sind eine psychische Folgewirkung. Das Verlangen nach Sex schwindet in diesem Fall, weil die Erektionsstörung Versagensängste oder psychische Blockaden auslöst.

    Weitere Krankheiten, die sexuelle Unlust verursachen können, sind Schilddrüsenunterfunktion, Gefäß- und Herzkrankheiten, Diabetes, Leberzirrhose oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose sowie Depressionen und Angsterkrankungen. Diese können sich auf die Produktion oder Verarbeitung von Sexualhormonen auswirken und so zu einem Libidoverlust führen.

    Einen Einfluss auf die Libido können auch Medikamente wie Antidepressiva, Blutdrucksenker, Lipidsenker, Herzmedikamente oder auch Finasterid-haltige Haarwuchsmittel haben. Auch operative Eingriffe wie eine Vasektomie (Durchtrennung der Harnleiter zur Empfängnisverhütung) oder eine Prostataoperation können zu einem Libidoverlust führen, der in beiden Fällen jedoch meist auf psychische Faktoren bzw. bei Operationen an der Prostata vor allem auf zugrundeliegende Erektionsstörungen zurückzuführen ist.

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Sexuelle Unlust: Psychische und soziale Ursachen

Psychische Faktoren spielen für die sexuelle Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit eine entscheidende Rolle. Gerät die Psyche aus der Balance, kann auch das Interesse am Sex darunter leiden.

Information
  • Beziehungsprobleme: Es liegt nahe, dass Probleme in der Partnerschaft sich auch auf das Sexualleben auswirken und bei Frau und Mann zu Libidoverlust führen können.
  • Stress und Angststörungen:Anhaltender beruflicher oder privater Stress kann sich nicht nur auf die Gesundheit auswirken. Auch das Verlangen nach Sexualität kann bei Betroffenen gestört werden. Dasselbe gilt für Angststörungen, die in Verbindung mit krankhaftem Stress oder aus anderen Gründen auftreten können.
  • Veränderungen im sozialen Umfeld: Vor allem während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Kindes kommt sexuelle Unlust bei Frauen und Männern häufig vor und ist durchaus normal. Schlafmangel, ein veränderter Alltag, Druck und anfängliche Überforderung führen häufig dazu, dass der Sex für eine Weile schlicht eine untergeordnete Rolle spielt.
  • Alkohol und Drogenkonsum: Der übermäßige Konsum von Alkohol und Drogen, wie z. B. Poppers, beeinträchtigt die Gesundheit und die Sexualfunktion. Vielfach führt dies auch zu einer Verminderung der Libido.

So kurbelst Du die Libido wieder an: Behandlung von sexueller Unlust

Bei der Behandlung von Libidostörungen ist ein medizinischer Grundsatz besonders wichtig: Man muss die Ursachen behandeln, nicht die Symptome. Du solltest also immer gemeinsam mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin zuerst herausfinden, welche Grunderkrankung die Libidostörung verursacht.

Sind körperliche Veränderungen, Krankheiten oder Nebenwirkungen von Medikamenten die Ursache, gibt es die Möglichkeit für:

Information
  • Hormontherapien: z. B. Testosteron-Ersatztherapie in Form von Gels oder Pflaster oder Injektionen.
  • Behandlung von Grunderkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Depressionen, Herz- und Gefäßerkrankungen oder Lebererkrankungen.
  • Sind Erektionsstörungen die Ursache für die verminderte Libido, kann mit Potenzmitteln wie Sildenafil oder Tadalafil sowie mechanischen Therapien geholfen werden. Da Erektionsstörungen viele verschiedene Ursachen haben und z. B. auch nach Operationen an der Prostata auftreten können, ist es auch hier sehr wichtig, zunächst die Ursachen genau zu klären.
  • Medikamentenwechsel: Absetzen oder Ändern der entsprechenden Medikamente. Dies sollte jedoch immer nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erfolgen.

Bei psychischen und sozialen Ursachen können hilfreich sein:

Information
  • Psychotherapien: Vor allem Sexual-, Partner- oder Verhaltenstherapien
  • Offene Kommunikation: Vielfach kann ein offenes Gespräch über die eigenen Bedürfnisse ein Problem bereits deutlich mildern. Vor allem während einer Schwangerschaft und nach der Geburt sind offene Gespräche über Wünsche und Empfindungen der Partner ein Weg, die Intimität in der Paarbeziehung aufrechtzuerhalten.
  • Lebensstiländerungen: regelmäßiger Sport, mentales Fitnesstraining durch Yoga, Mediation oder Achtsamkeitsübungen und ein weitgehender Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen wirken sich positiv auf die allgemeine körperliche und psychische Gesundheit aus und können auch die Lust am Sex wieder verstärken.

Zusammenfassung

Schwankungen im sexuellen Verlangen sind normal und können bei Frauen und Männern vor allem auch während der Schwangerschaft und nach der Geburt vorkommen. Eine verminderte Libido (sexuelles Verlangen) ist nur behandlungsbedürftig, wenn sie sehr belastend für die Partnerschaft oder das eigene Lebensgefühl ist. Dauert die Libidostörung länger an, sprechen Mediziner von einer Appetenzstörung. Mögliche Ursachen für den Libidoverlust beim Mann sind Hormonstörungen (v. a. Testosteronmangel), Krankheiten (z. B. Leberzirrhose, Herz- und Gefäßkrankheiten, Diabetes), Medikamente (z. B. Haarwuchsmittel) oder psychische und soziale Faktoren. Erektionsstörungen können eine Ursache sein. Jedoch haben viele Männer mit Libidostörungen gesunde Sexualfunktionen. Die Behandlung einer Libidostörung sollte sich immer an der zugrundeliegenden Ursache orientieren und nur in Absprache mit der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt erfolgen. 

Häufige Fragen
Was sind die häufigsten Ursachen für sexuelle Unlust bei Männern?

Häufig taucht sexuelle Unlust während einer Schwangerschaft oder nach der Geburt eines Kindes auf. Medikamente, psychische Belastungen oder zugrundeliegende Krankheiten wie z. B. eine Erektionsstörung können auch eine Rolle spielen.

Welche Rolle spielt das Alter bei der sexuellen Unlust von Männern?

Generell lässt bei den meisten Männern das sexuelle Verlangen mit zunehmendem Alter nach. Das liegt auch daran, dass die Testosteronproduktion ab dem 20. Lebensjahr schleichend abnimmt. Der Testosteronspiegel und die Auswirkungen von Testosteronmangel können jedoch von Mann zu Mann sehr verschieden sein.

Wie beeinflusst Stress die sexuelle Unlust bei Männern?

Stress und psychische Belastungen haben generell einen großen Einfluss auf die Sexualität und können auch dazu führen, dass das Interesse an Sex nachlässt.

Welche Hausmittel gibt es gegen sexuelle Unlust beim Mann?

Bei sexueller Unlust ist es wichtig, die zugrundeliegenden Ursachen (Krankheiten, Nebenwirkungen von Medikamenten, psychische Belastungen) zu behandeln. Grundsätzlich können regelmäßiger Sport, mentale Fitness und ein gesunder Lebensstil mit weitgehendem Verzicht auf Alkohol, Nikotin und Drogen sich positiv auf die sexuelle Lust auswirken.

Wie kann man sexuelle Unlust in einer langfristigen Beziehung überwinden?

Bei sexueller Unlust ist es wichtig, die zugrundeliegenden Ursachen herauszufinden und entsprechend zu behandeln. In einer Partnerschaft kann vor allem eine offene Kommunikation über Wünsche und Empfindungen der Partner helfen, das Problem zu lösen. 

Helfen Potenzmittel wie Sildenafil oder Tadalafil bei sexueller Unlust des Mannes?
Liegt die Ursache der sexuellen Unlust in einer Erektionsstörung, können Potenzmittel, wie Sildenafil und Tadalafil eine sinnvolle Therapie sein. Liegen andere Gründe für den Libidoverlust vor, helfen Potenzmittel nicht weiter.
Welche Rolle spielt Testosteron bei sexueller Unlust?

Ein niedriger Testosteronspiegel kann zu einer verminderten Libido führen. Mit zunehmendem Alter sinkt bei Männern der Testosteronspiegel und damit häufig auch das sexuelle Verlangen.

Quellenangaben
Links
  1. Deutsches Ärzteblatt: Abbildung. (n.d.). https://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=111165
  2. Hirsch, I. H. (2023, February 9). Altersbedingte Veränderungen des männlichen Fortpflanzungssystems. MSD Manual Ausgabe Für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-m%C3%A4nnern/fortpflanzungssystem-des-mannes/altersbedingte-ver%C3%A4nderungen-des-m%C3%A4nnlichen-fortpflanzungssystems
  3. Hirsch, I. H. (2022, September 12). Verringerte Libido bei Männern. MSD Manual Ausgabe Für Patienten. https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-m%C3%A4nnern/sexualfunktion-und-sexuelle-funktionsst%C3%B6rungen-bei-m%C3%A4nnern/verringerte-libido-bei-m%C3%A4nnern#Behandlung_v26354676_de
  4. Mills, E. G., Ertl, N., Wall, M. B., Thurston, L., Yang, L., Suladze, S., Hunjan, T., Phylactou, M., Patel, B., Muzi, B., Ettehad, D., Bassett, P. A., Howard, J., Rabiner, E. A., Bech, P., Abbara, A., Goldmeier, D., Comninos, A. N., & Dhillo, W. S. (2023). Effects of kisspeptin on sexual brain processing and penile tumescence in men with hypoactive sexual desire Disorder. JAMA Network Open, 6(2), e2254313. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2022.54313
  5. DocCheck, M. B. (n.d.). Testosteron - DocCheck Flexikon. DocCheck Flexikon. https://flexikon.doccheck.com/de/Testosteron
  6. Feichter, M., & Kerkhoff, J. (2023, May 17). Libidoverlust – mögliche Ursachen. NetDoktor. https://www.netdoktor.de/symptome/libidoverlust/moegliche-ursachen/
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