Dihydrotestosteron (DHT): Was steckt hinter dem Hormon und was macht es im männlichen Körper?
Dihydrotestosteron (DHT) ist ein Sexualhormon, das 2,5-fach stärker wirkt als dessen Vorstufe Testosteron. Neben der sexuellen Entwicklung beeinflusst das Hormon zahlreiche weitere Funktionen im Körper, unter anderem den Haarwuchs. In diesem Artikel findest du alle interessanten Informationen zum “potentesten” männlichen Hormon.
Dihydrotestosteron (DHT) ist ein Androgen, also ein männliches Sexualhormon. Dieses Hormon entsteht, indem Testosteron (vor allem in der Haut oder Prostata) durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase zum stärker wirkenden DHT umgewandelt wird. Es gibt zwei verschiedene Typen von DHT: den DHT Typ 1, welcher in den Talgdrüsen der Haut vorkommt und den DHT Typ 2, welcher im Bereich der Harn- und Geschlechtsorgane wirkt. DHT ist sowohl bei Männern als auch Frauen vorhanden, jedoch fällt die DHT-Konzentration beim Mann deutlich höher aus als bei der Frau.
Die Menge und Wirkung von DHT variiert in den unterschiedlichen Lebensphasen des Mannes. Im männlichen Embryo ist die Konzentration des Hormons am höchsten und wichtig für die Entwicklung der Geschlechtsorgane, z.B. das Hodenwachstum und das Wachstum der Prostata. Danach sinkt der DHT-Spiegel und steigt in der Pubertät wieder an. Allgemein wirkt DHT ähnlich wie Testosteron und ist für die folgenden Prozesse mitverantwortlich:
Förderung der Entwicklung männlicher Geschlechtsorgane
Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale wie Bartwuchs und Stimmbruch während der Pubertät
Förderung der Spermienreifung
Steuerung der Potenz und Libido
Begünstigung des Muskel- und Knochenwachstums
Aufrechterhaltung der Talgdrüsen
Testosteron versus DHT
Testosteron und Dihydrotestosteron sind beides Androgene, also männliche Sexualhormone, die aus dem chemischen Gerüst von Cholesterin entstehen (Steroidhormone). Dabei ist Testosteron der Vorläufer von DHT.
Das Enzym 5-alpha-Reduktase wandelt Testosteron zu DHT in der Haut, der Prostata und der Leber um. Hierbei werden ca. 10 % des freien Testosterons umgewandelt.
DHT wirkt viel potenter an den Zielorganen (Prostata, Talgdrüsen, Haarfollikel) als Testosteron, weil es eine stärkere Bindung zu den Androgen-Rezeptoren hat und sich dort länger befindet.
DHT wirkt anabol, fördert also den Aufbau des Körpers, unter anderem den der Muskelmasse. Androgen-Rezeptoren befinden sich in den Muskelzellen und sobald DHT daran bindet, begünstigt es eine vermehrte Proteinherstellung im Körper und erhöht folglich die Muskelmasse . Darüber hinaus wirkt sich DHT positiv auf die Fettverteilung aus.
Die Wirkung von DHT auf den Körperbau verlockt manche Personen DHT, bzw. die Vorstufe Testosteron zu Dopingzwecken (für eine schnellere Zunahme der Muskelmasse) zu missbrauchen. Allerdings kann dieser Missbrauch zu starken Nebenwirkungen führen: Denn Testosteron ist auch die Vorstufe von Östrogen, so kann es bei einer Testosteron-Substitution z.B. zu Brustwachstum (Gynäkomastie) kommen und bei langer Anwendung ggf. zu Impotenz.
DHT fördert den Bartwuchs bei Männern, während die Kopfhaare durch DHT vermehrt ausfallen. Das wird als “Androgen-Paradox” bezeichnet. Wahrscheinlich ist dieses Phänomen dadurch begründet, dass DHT im Bereich der Barthaare einen Wachstumsfaktor stimuliert und so das Barthaar stärker und dicker wachsen lässt.
Die Einnahme von Medikamenten, die DHT hemmen (z.B. Finasterid), wirken sich meist nicht auf den Bartwuchs aus. Ein topischer (äußerlicher) Auftrag auf den Bartbereich kann das Barthaar allerdings dünner machen.
DHT kann bei genetischer Veranlagung zu Haarausfall führen. Wenn jemand in der Familie bereits früh an Haarausfall gelitten hat, ist die Wahrscheinlichkeit empfindlicher gegenüber DHT zu reagieren und früher oder später unter Haarausfall zu leiden, erhöht.
Erklären lässt sich das wie folgt: An den Haarfollikeln befinden sich Androgen-Rezeptoren. Bindet DHT an diesen Rezeptoren an, so wird eine Reaktion ausgelöst, die die Haarfollikel schrumpfen lässt und dazu führt, dass die Haare dünner und schwächer nachwachsen, bis sie schließlich ausfallen. Die s.g. androgenetische Alopezie (erblich bedingter Haarausfall) ist der häufigste Grund für Haarausfall.
Je mehr DHT im Körper vorhanden ist (vor allem an der Kopfhaut umgewandelt wird) desto stärker fällt der Haarausfall bei Personen mit familiärer Veranlagung aus.
Wie auch Testosteron, spielt DHT eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Potenz und sexueller Lust.
Die Libido, also die Lust auf Geschlechtsverkehr, ist sowohl bei Männern und Frauen stark von DHT abhängig. Personen mit einem niedrigen DHT-Spiegel haben nachweislich einen geringer ausgeprägten Geschlechtstrieb.
Neben der Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane (im Kindesalter und in der Pubertät) ist DHT für die Aufrechterhaltung des Schwellkörpers im Erwachsenenalter wichtig. Ein Mangel an DHT / Testosteron führt zu einer Schrumpfung des Penis, da sich die Muskelzellen im Schwellkörper ohne DHT zurückbilden.
Durch die verminderte Libido können auch Erektionsschwierigkeiten auftreten. Aber nicht nur die sexuelle Unlust führt zu Problemen der sexuellen Funktion: Testosteron und DHT bewirken indirekt eine bessere Durchblutung des Penis - welche letztendlich für eine Erektion notwendig ist.
Über eine Blutprobe kann der Dihydrotestosteron-Spiegel gemessen werden. Während die Konzentration von Testosteron tageszeitabhängig ist, bleibt der DHT Wert i.d.R. über den Tag hinweg weitestgehend unverändert.
Mögliche Gründe für eine Kontrolle des Dihydrotestosteron-Wertes kann eine verzögerte Entwicklung während der Pubertät sein, Verlaufsbeurteilung bei 5-alpha-Reduktase-Mangel oder zur Kontrolle während einer Therapie mit DHT-hemmenden Medikamenten (z.B. während einer Behandlung mit Finasterid).
In der folgenden Tabelle sind die Normalwerte aufgeführt. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Referenzwerte je nach Labor unterschiedlich ausfallen können.
16–110 ng/dL
5,6–20 ng/dL
Der DHT-Wert ist abhängig vom Alter des Mannes, kann allerdings auch auf hormonelle Krankheiten hinweisen. Hinter einem zu hohen oder zu niedrigen DHT-Wert können verschiedene Ursachen liegen.
Ein möglicher Grund für einen erhöhten DHT-Wert ist Doping mit Testosteron. Das Hormon wird bei einer Testosteron-Substitution vermehrt zum stärker wirkenden DHT umgewandelt. Während die Muskelmasse zwar zunimmt, können gesundheitsschädliche Nebenwirkungen wie Herzerkrankungen, Bluthochdruck und Impotenz eine Folge sein.
Weitere Gründe für einen zu hohen DHT-Wert sind:
Hodenkrebs-Erkrankung
Polyzystisches Ovarial-Syndrom (PCOS) bei Frauen
Pubertas praecox (Vorzeitige Geschlechtsreife)
Vergrößerte Prostata (BNP oder Karzinom)
Ein niedriger DHT-Wert kann aufgrund folgender Faktoren vorliegen:
Leberzirrhose
5-alpha-Reduktase-Mangel
Hypogonadismus (Unterfunktion der Keimdrüsen)
Östrogentherapie
Sollte es eine medizinische Notwendigkeit geben, den DHT Wert zu erhöhen, sollte dies mit einem Arzt / einer Ärztin abgesprochen werden. Gegebenenfalls sollte auch ein Endokrinologen / eine Endokrinologin einbezogen werden.
Medikamentös kann man DHT, z.B. bei erblich bedingtem Haarausfall, mit 5-alpha-Reduktase-Hemmern, wie Finasterid senken.
Einigen Lebensmitteln wird eine DHT-senkende Wirkung nachgesprochen. Hier in kleiner Überblick, was dahinter steckt:
Dihydrotestosteron (DHT) ist ein männliches Hormon, das aus Testosteron entsteht. Ohne DHT ist die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane und Geschlechtsmerkmale eingeschränkt. Das Hormon hat einen Einfluss auf die sexuelle Funktion und fördert u.a. den Muskelaufbau.
Personen mit einer genetischen Veranlagung können durch DHT vermehrt an Haarausfall leiden. Zur Behandlung kommen Medikamente infrage, die die Umwandlung zu DHT hemmen, aber auch DHT senkende Lebensmittel.
Erektionsstörungen können durch unterschiedliche Faktoren verursacht werden. Männer mit einem niedrigen DHT- / Testosteron-Wert haben nachweislich einen geringeren Geschlechtstrieb (Libido). Während man immer noch eine Erektion bei niedrigen DHT Spiegel haben kann, ist sie erschwert. Impotenz und vermindertes Ejakulatsvolumen sind jedoch eine häufige Nebenwirkung bei DHT hemmenden Medikamenten.
Das Enzym 5-alpha-Reduktase wandelt Testosteron in DHT um, somit ist Testosteron eine Vorstufe von DHT. Dabei ist die Bindungsstärke zu den Androgen-Rezeptoren von DHT 2,5-fach stärker als die von Testosteron. Das heißt, DHT wirkt stärker als Testosteron an den Zielorganen, wie den Haarfollikeln und der Prostata.
DHT als Sexualhormon spielt eine wichtige Rolle für sexuelle Funktionen. Im Gehirn löst es sexuelle Lust aus, steigert also die Libido sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Bei einem zu niedrigen DHT-Wert ist die sexuelle Erregbarkeit verringert und Potenzstörungen sind möglich.
Ein DHT-Ungleichgewicht bedeutet, dass der DHT-Wert entweder zu hoch oder zu niedrig ausfällt. Bemerkst Du, dass Deine Haare dünner werden, du unter starker Akne leidest und Deine Stimme tiefer wird, kann dies für eine höhere DHT-Menge im Körper sprechen. Bei Männern können Schwierigkeiten beim Urinieren auf eine vergrößerte Prostata hindeuten, die wiederum mit einem erhöhten DHT Spiegel einhergehen kann. Eine schmerzlose Verhärtung und Vergrößerung der Hoden kann für einen Hodentumor sprechen, der vermehrt Testosteron und folglich auch vermehrt DHT produziert. Ein zu niedriger DHT Spiegel zeigt sich in der Pubertät durch eine Unterentwicklung der Geschlechtsorgane. Ein verminderter sexueller Antrieb und Potenzstörungen können im Erwachsenenalter auf einen niedrigen DHT-Spiegel hindeuten.
Der DHT-Wert lässt sich durch eine Blutabnahme bestimmen. Ist der Wert zu hoch und liegen entsprechende Krankheitszeichen vor, kann man 5-alpha-Reduktase Hemmer verabreichen, um das DHT zu senken.Bei einem Mangel an DHT können Testosteron-enthaltende Gele oder Medikamente verschrieben werden.
Medikamente wie Finasterid oder Dutasterid sind 5-alpha-Reduktase-Hemmer und verhindern so die Umwandlung von Testosteron zu DHT. Meist werden sie zur Behandlung von Haarausfall, sowie bei benigner Prostatahyperplasie (BNP) eingesetzt.
DHT-bedingter Haarausfall ist der häufigste Grund für Haarverlust bei Männern. Bei einer familiären Veranlagung sind die Haarfollikel sensibler gegenüber DHT, sodass sie über die Zeit langsamer und dünner nachwachsen, bis sie ausfallen.
Es gibt Medikamente, die die Umwandlung von Testosteron in DHT unterbinden. Dazu gehört z.B. Finasterid, ein 5-alpha-Reduktase-Hemmer.
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