Können Pornos wirklich impotent machen?
Die Annahme, dass regelmäßiger Pornokonsum die Sexualfunktion beeinträchtigen kann, ist weit verbreitet. Aber was sagt die Wissenschaft dazu? Kann man durch regelmäßigen Pornokonsum das Risiko für eine Erektionsstörung erhöhen? Die Antworten hierzu findest Du in diesem Artikel.
Durch das Internet ist Pornographie leicht zugänglich, auch für jüngere Männer. Vor allem bei jungen Männern wird Pornokonsum als mögliche Ursache für das Entstehen einer Erektionsstörung vermutet. Ob Pornos überhaupt ein Auslöser für die erektile Dysfunktion sind, bleibt wissenschaftlich umstritten.
Die meisten Studien zeigen nur eine schwache oder keine Verbindung zwischen Pornokonsum und erektiler Dysfunktion (4, 5, 6). Gleichzeitig wird der Einfluss bekannter Faktoren wie Unzufriedenheit in der Beziehung, Alter und depressive Verstimmung auf das Entstehen einer Erektionsstörung bestätigt (4). Die Tatsache, dass einige Männer, die Masturbation mithilfe von Pornographie (anstelle von Partnersex) bevorzugen, deutet eher auf den Einfluss psychischer Faktoren wie Stress oder Leistungsdruck statt auf den Pornokonsum selbst hin (7).
Studien weisen auf unterschiedliche Gründe für den negativen Einfluss von Pornokonsum auf Erektionsstörungen hin.
Möglicherweise kann der regelmäßige Konsum von Pornos sexuell abstumpfend wirken und Erektionsprobleme begünstigen (1). Laut einer Studie können Pornos das eigene Körperbild beefinträchtigen, und dadurch Ängste beim Sex triggern. Eventuell kann Pornokonsum dazu führen, dass das Gehirn anders auf Erregung reagiert und daher Männer sich von ihrem Partner oder ihrer Partnerin weniger erregt fühlen. Zu beachten gilt, dass einer der Leiter dieser Studie gleichzeitig Gründer der Organisation “Your Brain on Porn, eine Kampagne gegen Pornographie” ist, was zu einem Bias führen könnte.
Eine Studie belegt eine erhöhte Prävalenz für das Entstehen einer erektilen Dysfunktion bei Männern, die in jungem Alter mit dem Pornokonsum begonnen haben(2). Diese Erektionsprobleme sind allerdings oft situationsbedingt. Das heißt, dass Erektionsprobleme beim Sex mit dem Partner oder der Partnerin aufkommen, aber nicht beim Solo-Sex. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass Pornos nicht alleine für die erektile Dysfunktion verantwortlich sein können. Möglicherweise steigern diese den Leistungsdruck und triggern mögliche Komplexe, welche wiederum (vor allem bei jungen Männern) zu Erektionsproblemen führen können.
Darüber hinaus können Pornos die sexuelle Lust beeinträchtigen, wenn die geschürte Erwartungshaltung im wahren Leben nicht erfüllt werden kann (3). Sie können darüber hinaus zu Unzufriedenheit mit sich selbst und dem eigenen Körper und zu einer zu hohen Erwartungshaltung an die Partnerin oder den Partner führen, was wiederum Erektionsstörungen begünstigen kann.
Wenn man das Gefühl hat, dass Pornos das Sexleben negativ beeinflussen, ist der erste Schritt, den Pornokonsum zu reduzieren. Da Erektionsstörungen oft nicht alleine am Pornokonsum liegen, gibt es zahlreiche weitere Behandlungsmethoden, um die zugrundeliegenden Faktoren zu therapieren
Da Erektionsstörungen bei vorliegendem Pornokonsum oft an psychischen Faktoren wie Stress, depressiver Verstimmung, Beziehungsprobleme oder Leistungsdruck liegen, lassen sie sich gut behandeln und sogar beheben. Kommunikation mit dem Partner oder der Partnerin sowie eine Psychotherapie können helfen, Ängste oder Sorgen zu überwinden, die eine Erektionsstörung begünstigen.
PDE-5-Hemmer (z.B. Viagra) bieten sich auch bei Erektionsstörungen durch Pornokonsum an, um die Erektion zu verlängern und zu verbessern. Wenn die Erektionsstörungen langanhaltend sind, kann man PDE-5-Hemmer in Betracht ziehen und mit der Arzt oder der Ärztin absprechen.
Aufgrund der eingeschränkten Studienlage können Pornos als Ursache von Erektionsstörungen nicht bestätigt werden. Häufig spielen andere Faktoren, wie depressive Verstimmungen, Leistungsdruck und Beziehungsstress eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ist der Pornokonsum außer Kontrolle, sollte man sich an eine Therapeutin oder einen Therapeuten wenden und den Pornokonsum einschränken.
Es gibt wenige Studien, die bestätigen, dass man durch Pornos impotent werden kann. Laut der aktuellen Studienlage können Pornos sexuell abstumpfen, zu unrealistischen Erwartungen führen und den Leistungsdruck erhöhen.
Erektionsprobleme durch Pornokonsum hängen häufig mit psychischen Faktoren (z.B. depressive Verstimmung, Leistungsdruck und Stress) zusammen. Daher sind sie oftmals vorübergehend und lassen sich gut behandeln. Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen Psychotherapie und PDE-5-Hemmer.
Gängige Behandlungsmethoden für Erektionsstörungen können i.d.R. auch angewendet werden, wenn ein erhöhter Pornokonsum der Auslöser einer Erektionsstörung ist.
Wenn Pornos das Sexleben beeinträchtigen, ist der erste Schritt, den Pornokonsum zu reduzieren.. Hat man das Gefühl, nach Pornos ‘süchtig’ zu sein, sollte man sich am besten an einen Therapeut oder eine Therapeutin wenden.
1. Park, B.Y. et al. (2016) Is Internet Pornography Causing Sexual Dysfunctions? A Review with Clinical Reports. Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.mdpi.com/2076-328X/6/3/17/htm.
2. Jacobs, T. et al. (2021) Associations Between Online Pornography Consumption and Sexual Dysfunction in Young Men: Multivariate Analysis Based on an International Web-Based Survey. Aufgerufen am 3.11.2023. https://publichealth.jmir.org/2021/10/e32542/.
3. Krans, B. (2020) Can porn induce erectile dysfunction? Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.healthline.com/health/erectile-dysfunction/porn-induced-ed.
4. Rowland, D.L. et al. (2023) Do pornography use and masturbation play a role in erectile dysfunction and relationship satisfaction in men? Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.nature.com/articles/s41443-022-00596-y.
5. Landripet, I. und Stulhofer, A. (2015) Is Pornography Use Associated with Sexual Difficulties and Dysfunctions among Younger Heterosexual Men? Aufgerufen am 3.11.2023. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jsm.12853.
6. Dwulit, A.D. und Rzymski, P. (2019) The Potential Associations of Pornography Use with Sexual Dysfunctions: An Integrative Literature Review of Observational Studies. Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.mdpi.com/2077-0383/8/7/914.
7. Berger, J. et al. (2019) Survey of sexual function and pornography. Aufgerufen am 3.11.2023. https://academic.oup.com/milmed/article/184/11-12/731/5477443?login=false.
8. Ewert, K. und Demann, J. (2023) Das solltest du über ‘Pornosucht’ wissen. Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.quarks.de/gesundheit/pornosucht-internet-sexsucht-pornografie-psychologie/.
9. TK (2023) Pornosucht loswerden: Rat und Hilfe. Aufgerufen am 3.11.2023. https://www.tk.de/techniker/magazin/digitale-gesundheit/spezial/mypornme/pornosucht-loswerden-2090112?tkcm=ab.
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