Erektionsstörungen durch Depressionen

Die Erektions-Depressions-Spirale: Depressionen als Ursache und Folge von Erektionsstörungen

Depressionen mindern die sexuelle Lust und können Erektionsstörungen verursachen. Gleichzeitig kann eine Erektile Dysfunktion Selbstzweifel und depressive Symptome auslösen. Ein Teufelskreis, aus dem Du jedoch entkommen kannst!

Erektionsstörungen durch Depressionen | GoSpring
Medizinisch geprüft von
Dr. Johannes von Büren
Letzte Änderung:
28.10.24
Lesezeit: 5 min
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Das Wichtigste in Kürze

  • Depressionen können Ursache und Folge von Erektionsstörungen sein
  • Bei depressionsbedingten Erektionsstörungen sollte die Ursache, also die Depression, behandelt werden
  • PDE-5-Hemmer behandeln effektiv die Symptome einer psychischen Erektionsstörungen
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Prof. Dr. med. Christian Wülfing

Chefarzt Urologie Asklepios Klinik Altona, Hamburg

"Nicht selten kommt es vor, dass Männer mit Erektionsproblemen über Lustlosigkeit, gedrückte Stimmung und Erschöpfung klagen. Hier kann die Einnahme von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil helfen: Das Potenzmittel behebt die Erektile Dysfunktion, woraufhin Ängste gemindert und neues Selbstbewusstsein erlangt werden kann."

Symptome einer Depression

Vorübergehende Phasen von Lust- und Freudlosigkeit hat nahezu jeder schonmal erlebt. Dauert so eine Phase jedoch an und beeinträchtigt unentwegt das Denken, Handeln und Fühlen einer Person, spricht man von einer Depression. Eine Depression ist eine ernste psychische Erkrankung, die fast immer behandlungsbedürftig ist und die Lebensqualität der Betroffenen enorm einschränkt.

Abhängig von Anzahl und Schwere der Symptome wird zwischen einer milden, mittelgradigen und schweren Depression unterschieden. Die Symptome variieren dabei von Person zu Person und können sich sehr unterschiedlich äußern. Generell unterscheidet man jedoch zwischen den 3 Hauptsymptomen und vielen verschiedenen Nebensymptomen - hier nur einige aufgeführt:

Abbildung: Haupt- und Nebensymptome einer Depression
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Erektile Dysfunktion Psychische Ursachen

Jungen, gesunden Männern ist es sehr wahrscheinlich, dass die Erektile Dysfunktion psychisch bedingt ist. Startpunkt ist dabei meist eine einmalige Erektionsstörung, welche Versagensängste und Leistungsdruck auslöst, welche wiederum die Fähigkeit, eine Erektion zu bekommen, erschweren. Mit den gescheiterten Versuchen einer Erektion schwindet das Selbstbewusstsein und man(n) zieht sich zurück. Kurz: Die Männer rutschen in einen Teufelskreis.²

Psychisch bedingte Erektionsstörungen können neben einmaligem körperlich bedingtem Versagen durch verschiedene psychische Gegebenheiten ausgelöst und aufrechterhalten werden:

Information
Sind Männer seltener depressiv als Frauen?

Frauen wird fast zweimal so häufig eine Depression diagnostiziert wie Männern. So liegt nach einer Studie des Robert-Koch-Instituts die Prävalenz von depressiven Erkrankungen in Deutschland bei Frauen bei 10,2% und bei Männern bei 6,1%.¹

Diese Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Studien weisen darauf hin, dass viele Männer mit Depressionen andere Symptome erleben als Frauen² - und dass die Differenz zwischen Mann und Frau durch die Berücksichtigung solcher alternativen Symptome einer Depression (z.B. Wut, Aggressivität oder Substanzkonsum) wieder eliminiert wird.³

Abbildung: Wechselwirkung zwischen Depression und Erektiler Dysfunktion

Von der Depression zur Erektionsstörung

Eine Erektion entsteht im Kopf. Kein Wunder, dass Männer mit depressiven Erkrankungen keinen hochbekommen. Denn negative Gedanken, Leere und ein geringes Selbstvertrauen sind alles andere als luststeigernd. Hinzu kommt häufig eine Antriebs- und Interesselosigkeit, welche die Lust auf Sex im Keim erstickt. Die Folge sind Erektionsprobleme und der Rückzug von sexuellen Aktivitäten.⁴

Neben der Depression an sich können behandelnde Medikamente, sogenannte Antidepressiva, als Nebenwirkung Erektionsstörungen beim Mann verursachen und verstärken. Von Relevanz sind hier insbesondere serotonerge Antidepressiva (z.B. Citalopram oder Paroxetin). Auch das Absetzen von Antidepressiva, insbesondere von SSRIs (Selektiven Seretonin-Wiederaufnahmehemmern), kann sexuelle Funktionsstörungen provozieren und die Männer somit in eine Abwärtsspirale ziehen.

Von der Erektionsstörung zur Depression

Anhaltende Erektionsstörungen füttern Selbstzweifel und Versagensängste. Die betroffenen Männer ziehen sich zunehmend von sexuellen Aktivitäten zurück und stellen ihre Leistung in Frage. In der Folge können depressive Erkrankungen entstehen.⁵

Symptome von psychischen Potenzproblemen

Einige Symptome weisen klar darauf hin, dass eine Erektionsstörung psychisch bedingt ist und keine organischen Ursachen hat:

Information
  • Deine Erektionsprobleme sind plötzlich und in einer besonders belastenden Zeit, z.B. während einer depressiven Episode, aufgetreten.
  • Du hast nächtliche Erektionen und wachst morgens mit einer Morgenlatte auf.
  • Mal klappt das mit der Erektion, mal nicht. Zum Beispiel bekommst Du beim Masturbieren eine Erektion, beim Liebesspiel mit dem Partner/der Partnerin aber nicht.
  • Du hast weniger Lust auf Sex.

Ursachen der psychischen Erektionsstörungen behandeln

Bei einer Erektiler Dysfunktion durch Depressionen ist der wichtigste und nachhaltigste Ansatz die Behandlung der Ursache selbst. Die Behandlung von depressiven Erkrankungen ist ein Fall für Arzt und Psychologe und baut meist auf zwei Säulen auf:

Psychologische Behandlung

Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich bei Depressionen als besonders wirksam erwiesen.⁶⁷ Bei der KVT werden destruktive Denk- und Verhaltensmuster aufgelöst und durch neue, positive Kognitionen und Handlungen ersetzt.

Während der psychologischen Behandlung einer Depression können auch die Ursachen einer Erektilen Dysfunktion identifiziert und bearbeitet werden. Werden außerdem noch Partner oder Partnerin mit einbezogen, können falsche Erwartungen und Ängste abgebaut und die Basis für das gemeinsame Sexleben verbessert werden.

Medikamentöse Behandlung

Während einer Depression sind zahlreiche Abläufe im Gehirn verändert und insbesondere die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin aus dem Gleichgewicht. Durch die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva kann der Gehirnstoffwechsel normalisiert und die depressiven Symptome gemindert werden.⁸

Beeinflussen die Antidepressiva Libido und Erektionsfähigkeit, sollten mit dem behandelnden Arzt folgende Optionen besprochen werden:

  • Der Wechsel oder die Dosisänderung des Antidepressivums
  • Das Einführen von Einnahmepausen
  • Die Einnahme von Aphrodisiaka und PDE-5-Hemmern

Symptome der Erektilen Dysfunktion bekämpfen

Bei milden und mittelgradigen Depressionen sind Potenzmittel eine gute Wahl, um die psychische Erektionsstörung zu behandeln. Placebokontrollierte, randomisierte Studien zeigen, dass PDE-5-Hemmer wie Sildenafil bei depressiven Männern Erektionsprobleme aufheben und das Sexleben verbessern können.⁹

Bei schweren Depressionen können PDE-5-Hemmer häufig nichts ausrichten. Der Grund: Bei schweren depressiven Erkrankungen ist die Lust auf Sex sehr gering ausgeprägt - diese ist jedoch Voraussetzung für sexuelle Erregung - welche wiederum die Basis für die Wirkung von PDE-5-Hemmer darstellt. Ergo: Die einzige Behandlungsmethode ist das Angehen der Depression mit einem Arzt oder Psychologe.

Information
Depression behandeln mit PDE-5-Hemmern - ist das möglich?

Sind depressive Symptome Folge von Erektiler Dysfunktion, ist die Behandlung mit PDE-5-Hemmern, wie Sildenafil und Tadalafil, besonders erfolgversprechend.¹⁰ Die durch Potenzmittel unterstützte positive sexuelle Erfahrung kann das Selbstbewusstsein bezüglich der eigenen sexuellen Performance wieder aufbauen und somit zum einen die depressiven Symptome und zum anderen die psychische Erektionsstörung beheben.¹¹

Zusammenfassung

Depressionen können sowohl Ursache als auch Folge von Erektionsstörungen sein, wodurch ein zyklischer Einfluss entsteht, der sowohl die sexuelle Funktion als auch die psychische Gesundheit beeinträchtigt. Zur Behandlung der durch Depressionen verursachten Erektionsstörungen wird eine Kombination aus psychologischer Therapie und medikamentöser Behandlung empfohlen, einschließlich der Einnahme von PDE-5-Hemmern wie Sildenafil, die speziell die Symptome der erektilen Dysfunktion adressieren. Darüber hinaus wird die Wichtigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung und Therapie der zugrunde liegenden depressiven Störung betont, um sowohl die psychischen als auch die physischen Symptome effektiv zu behandeln.

Häufige Fragen
Was genau ist die Erektions-Depressions-Spirale?

Die Erektions-Depressions-Spirale beschreibt das Phänomen, bei dem Depressionen die sexuelle Funktion beeinträchtigen können, was wiederum zu Erektionsstörungen führt. Diese Erektionsstörungen können dann Selbstzweifel und weitere depressive Symptome auslösen, wodurch sich der Betroffene in einem fortlaufenden Zyklus wiederfindet.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Erektionsstörungen, die durch Depressionen ausgelöst werden?

Für durch Depressionen ausgelöste Erektionsstörungen ist eine Kombination aus psychologischer Beratung und medikamentöser Behandlung empfohlen. Psychologische Therapien wie die kognitive Verhaltenstherapie können dabei helfen, die zugrunde liegenden psychischen Probleme zu behandeln, während Medikamente wie PDE-5-Hemmer die sexuellen Symptome verbessern können.

Sind PDE-5-Hemmer sicher für Männer mit depressionsbedingten Erektionsstörungen?

Ja, PDE-5-Hemmer wie Sildenafil (Viagra) sind im Allgemeinen sicher und wirksam für Männer, die aufgrund von Depressionen Erektionsstörungen erfahren. Sie sollten jedoch immer unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden, besonders wenn gleichzeitig Antidepressiva verwendet werden.

Wie wichtig ist die Unterstützung durch den Partner bei der Behandlung von Erektionsstörungen und Depressionen?

Die Unterstützung durch den Partner ist sehr wichtig und kann signifikant zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse beitragen. Offene Kommunikation und gegenseitiges Verständnis können helfen, Missverständnisse zu vermeiden, die psychische Belastung zu verringern und die emotionale Nähe zu stärken, was sowohl die depressive Symptomatik als auch die Erektionsstörungen positiv beeinflussen kann.

Quellenangaben
Links

¹https://de.statista.com.login.bibproxy.whu.edu/statistik/daten/studie/233487/umfrage/praevalenz-von-depressionen-nach-geschlecht-alter-und-sozialem-status/

²American Psychiatric Association. Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders.4th ed, text revision. Washington, DC: American Psychiatric Association; 2000.

³Martin, L. A., Neighbors, H. W., & Griffith, D. M. (2013). The experience of symptoms of depression in men vs women: analysis of the National Comorbidity Survey Replication. JAMA psychiatry, 70(10), 1100-1106.

⁴Shiri R, Koskimäki J, Tammela TLJ, et al. Bidirectional relationship between depression and erectile dysfunction. J Urol. 2007;177:669-673.

⁵Shabsigh R, Klein LT, Seidman S, et al. Increased incidence of depressive symptoms in men with erectile dysfunction. Urology 1998;52:848-852.

⁶Butler, A. C., Chapman, J. E., Forman, E. M., & Beck, A. T. (2006). The empirical status of cognitive-behavioral therapy: a review of meta-analyses. Clinical psychology review, 26(1), 17-31.

⁷van Straten, A., Geraedts, A., Verdonck-de Leeuw, I., Andersson, G., & Cuijpers, P. (2010). Psychological treatment of depressive symptoms in patients with medical disorders: a meta-analysis. Journal of psychosomatic research, 69(1), 23-32.

⁸Undurraga, J., & Baldessarini, R. J. (2012). Randomized, placebo-controlled trials of antidepressants for acute major depression: thirty-year meta-analytic review. Neuropsychopharmacology, 37(4), 851-864.

⁹Nurnberg, H. G., & Hensley, P. L. (2003). Sildenafil citrate for the management of antidepressant-associated erectile dysfunction. Journal of Clinical Psychiatry, 64, 20-25.

¹⁰Seidman, S. N. (2002). Exploring the relationship between depression and erectile dysfunction in aging men. The Journal of clinical psychiatry.

¹¹Seidman, S. N., Roose, S. P., Menza, M. A., Shabsigh, R., & Rosen, R. C. (2001). Treatment of erectile dysfunction in men with depressive symptoms: results of a placebo-controlled trial with sildenafil citrate. American Journal of Psychiatry, 158(10), 1623-1630.

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