Erektionsstörungen durch Blockade im Kopf

So kann die seelische Gesundheit die sexuelle Leistungsfähigkeit beeinflussen

Wenn für anhaltende Erektionsstörungen keine körperlichen Ursachen gefunden werden, kann eine „Blockade im Kopf“ die Ursache sein. Genauer gesagt, blockiert dabei die Psyche, denn Stress oder psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen können die sexuelle Leistungsfähigkeit beeinflussen. Wichtig ist: Psychische Symptome solltest Du immer genauso gründlich untersuchen und behandeln lassen wie körperliche.

Auf dem Bild ist ein Mann zu sehen, der sich an die eigene Stirn fasst, dies soll die psychischen Ursachen, die zu Erektionstörungen führen können, repräsentieren. | GoSpring
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Letzte Änderung:
4.12.24
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Das Wichtigste in Kürze

  • Von Blockade im Kopf spricht man, wenn die Ursachen für Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion; ED) psychischer Natur sind.
  • Psychische Ursachen wie Ängste, Stress oder psychische Erkrankungen sind besonders bei jungen Männern größtenteils (zu 85 Prozent) Auslöser für Erektionsstörungen. 
  • Betroffene sollten psychische Ursachen aktiv angehen, da Vermeidungsstrategien häufig zu einer Verschlimmerung der Problematik führen können.

Wie wirkt sich „der Kopf“ auf das Sexleben aus? 

Von „Blockade im Kopf“ spricht man im Zusammenhang mit Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion, ED) meist dann, wenn für die Beschwerden keine körperlichen Ursachen zu finden sind. Denn dann liegt die Vermutung nahe, dass die Probleme psychischer Natur sein könnten. 

Gerade im Zusammenhang mit Sex und Intimität spielt die seelische Verfassung eine wichtige Rolle. Psychische Einflüsse wie Stress, Ängste oder psychische Erkrankungen können auf vielfältige Weise die sexuelle Lust und Leistungsfähigkeit beeinflussen. 

Häufig entstehen Erektionsstörungen im Zusammenhang mit Stress.

  • Besonders in länger andauernden, intensiven Stresssituationen kann es vorkommen, dass der Stresszustand auch Probleme im Liebesleben verursacht. Erektionsstörungen, die in Stressphasen erstmals auftauchen, sind in der Regel ein vorübergehendes Problem, das wieder abklingt, sobald die Stresssituation sich wieder normalisiert. 

Ein anderer häufiger Auslöser für Erektionsstörungen sind Ängste. Dazu zählen vor allem:

  • Versagensängste:  Betroffene Personen zweifeln die eigene sexuelle Leistungsfähigkeit an und kämpfen mit der Angst, die Partnerin oder den Partner nicht befriedigen zu können und / oder keine ausreichend starke Erektion zu erreichen. 
  • Ängste infolge von sexuellen Traumata: Menschen, die sexuelle Traumatisierungen wie Missbrauch erlebt haben, können beim Geschlechtsverkehr sogenannte „Flashbacks“ erleben, die Erinnerungen an das traumatisierende Ereignis hervorrufen. 
  • Angst vor der eigenen Sexualität infolge von kulturellen Tabus: Die Wert- und Moralvorstellungen des Elternhauses, von Religionsgemeinschaften und der Landeskultur, in der wir aufwachsen, prägen uns und können die sexuelle Identität und das sexuelle Erleben stark beeinflussen. Insbesondere, wenn die eigene Sexualität nicht der „Norm“ entspricht. 

Darüber hinaus können auch psychische Erkrankungen die Ursache für eine Erektionsstörung sein. Dazu gehören: 

  • Sexuelle Aversion (Sexual Aversion Disorder, SAD): Darunter versteht man eine starke Abneigung oder Angst gegenüber sexuellen Aktivitäten. Die sexuelle Aversion unterscheidet sich vom einfachen Mangel an sexuellem Verlangen (Appetenzstörung) dadurch, dass aktive Abneigung und Vermeidungsverhalten gegenüber sexuellen Handlungen bestehen.
  • Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Diese Art von Störung kann nach schweren psychischen Belastungen wie sexuellem Missbrauch, aber auch infolge von Kriegserfahrungen oder schweren persönlichen Verlusten auftreten. „Flashbacks“ zum traumatischen Geschehen können sich dabei auf die sexuelle Leistungsfähigkeit auswirken. In einer Studie unter amerikanischen männlichen Kriegsveteranen2 zum Beispiel zeigte sich, dass Erektionsstörungen in der Gruppe, die auch mit PTBS diagnostiziert wurde, stärker verbreitet waren als bei den Veteranen, die nicht an PTBS litten. Auch eine Analyse der Patientendaten aus Taiwans nationaler Krankenversicherung3 ergab, dass Erektionsstörungen bei Männern, die an PTBS litten, stärker verbreitet waren als bei Männern ohne PTBS. 
  • Depression: Kernsymptom einer Depression ist ein Mangel an Energie, was sich auch darin ausdrücken kann, dass Betroffene kein oder nur wenig Verlangen nach Sex haben und deshalb keine Erektion erreichen können. Eine Meta-Analyse, in der 49 Studien zum Thema verglichen und zusammengefasst wurden, deutet darauf hin, dass es einen gegenseitigen Zusammenhang zwischen erektiler Dysfunktion und Depression gibt. Das Forscherteam empfiehlt daher, Personen mit erektiler Dysfunktion auch auf Depressionen zu untersuchen und umgekehrt.
Information

Achtung! Blockade im Kopf? Du bist nicht allein!

Erektile Dysfunktion aufgrund psychischer Ursachen ist ein durchaus verbreitetes Phänomen. Vor allem unter jüngeren Männern unter 40 Jahren. Einer Metaanalyse von sechs Studien zum Thema zufolge hatten in der Gruppe der Männer unter 40 Jahren rund 85 Prozent der diagnostizierten Erektionsstörungen eine psychische Ursache (während nur bei knapp 15 Prozent eine körperliche Ursache zugrunde lag). In der Gruppe der Männer über 40 Jahre waren dagegen nur knapp 41 Prozent der diagnostizierten Erektionsstörungen psychischen Ursprungs und rund 59 Prozent auf eine körperliche Ursache zurückzuführen.

Da psychische Störungen und Erkrankungen bei Männern generell unterdiagnostiziert sind, ist es besonders wichtig, dass Du bei Erektionsstörungen diese als mögliche Ursache in Betracht ziehst und aktiv ärztliche Hilfe suchst.

Zumal hier schnell ein „Teufelskreis“ entstehen kann. Dies gilt vor allem für Ängste. Denn treten sie im Zusammenhang mit Sex erst einmal auf, kann es passieren, dass sich die Angst kontinuierlich selbst verstärkt und man quasi Angst vor der Angst bekommt. Und auch wenn psychische Faktoren nicht der ursprüngliche Auslöser für die Beschwerden waren, können nachgelagert entstehende psychische Probleme die Problematik weiter verstärken.

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Vermeide das Vermeiden: So bekommst Du den Kopf wieder frei

Generell gilt: Ärzte und Ärztinnen sprechen von erektiler Dysfunktion (ED), wenn Erektionsstörungen länger als 6 Monate anhalten und während dieser Zeit in 70 Prozent der Versuche keine ausreichende Erektion erreicht werden kann. Spätestens dann solltest Du eine Arztpraxis aufsuchen. 

Wenn körperliche Ursachen für eine Erektionsstörung ausgeschlossen wurden, solltest Du zunächst – am besten gemeinsam mit Deinem Arzt / Deiner Ärztin – genau klären, welche „Blockade im Kopf“ bei Dir vorliegt. Denn die Behandlung muss natürlich auf die Ursache zugeschnitten sein. In jedem Fall ist der wichtigste erste Schritt: Sieh dem Problem ins Auge und hole Dir aktiv Hilfe. Ignorieren, Leugnen und Vermeidungsstrategien aller Art verstärken das Problem in der Regel nur. Helfen können je nach Ursache ganz unterschiedliche Maßnahmen. 

Bei stressbedingten Erektionsstörungen können zum Beispiel schon einfache Veränderungen eine Verbesserung bringen:

  • Stressmanagement: Atemübungen, progressive Muskelentspannung, aber auch Sport oder Freizeitaktivitäten, die Dir Spaß machen,  können dabei helfen, einen Ausgleich zu schaffen und Stress zu reduzieren.
  • Selbstmanagement: Darunter versteht man die Fähigkeit, auf sich und seine Grenzen zu achten. Nicht alle Aufgaben im Arbeits- und Alltagsleben sind gleich wichtig. Entscheide bewusst, was Dir wichtig ist und trainiere den „Mut zur Lücke“. 
  • Druck herausnehmen: Stressbedingte Erektionsstörungen sind häufig mit dem Gefühl von Leistungsdruck verbunden. Schaffe ein entspanntes Setting für den Sex und betrachte ihn mehr als sinnliches Erlebnis als eine „Prüfungssituation“. Auch über die eigenen Empfindungen mit der Partnerin oder dem Partner zu reden, kann helfen, Druck abzubauen. 

Bei Erektionsstörungen, die mit Ängsten im Zusammenhang stehen, sind vor allem drei Dinge wichtig:

  • Die eigenen Ängste besser verstehen: Du solltest den eigenen Ängsten auf den Grund gehen und gegebenenfalls mit ärztlicher Hilfe versuchen, herauszufinden, welche Ängste die Erektionsstörungen auslösen. Dann kannst Du gezielt daran arbeiten, die Ängste abzubauen. 
  • Vermeidungsstrategien entgegenwirken: Bei Ängsten gilt ganz besonders der eingangs erwähnte, aktive Umgang mit den Ängsten. Denn bei Ängsten besteht insbesondere die Gefahr der sogenannten operanten Konditionierung, d. h. einer Verstärkung der Angst durch das Vermeiden. 
  • Gespräche mit Bezugspersonen: Oft ist es für viele Betroffene schon eine Erleichterung, wenn sie sich der Partnerin, dem Partner oder einer anderen Bezugsperson anvertrauen können. Ein offenes Gespräch über die erlebten Gefühle kann bereits helfen, Ängste zu verringern. 

Bei Erektionsstörungen als Folge eines psychischen Krankheitsbildes ist eines dringend angeraten: 

  • Psychotherapeutische bzw. ärztliche Unterstützung: Eine professionelle Diagnose und genaue Klärung der Krankengeschichte sind hier nicht nur wichtig, um eine wirksame Behandlung zu erhalten, sondern auch, um eine Verschlechterung der Problematik zu vermeiden.

Zusammenfassung

Besonders bei jungen Männern unter 40 Jahren haben Erektionsstörungen oft psychische Ursachen. Nur rund 15 Prozent der Erkrankungen lassen sich in dieser Altersgruppe auf körperliche Ursachen zurückführen. Psychische Ursachen für Erektionsstörungen können Stress, Ängste, aber auch psychische Erkrankungen, wie sexuelle Aversion, posttraumatische Belastungsstörungen oder Depression sein. Vor allem bei Depressionen scheint es eine Wechselwirkung zu geben, weshalb Personen mit Erektionsstörungen immer auf Depressionen untersucht werden sollten und umgekehrt. In jedem Fall ist es wichtig, dass sich Betroffene dem Problem stellen und aktiv angehen und / oder Hilfe suchen. Vermeidungsstrategien können dazu führen, dass sich die Problematik verschlimmert.

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Häufige Fragen
Was ist der Unterschied zwischen Impotenz und Erektionsstörung?

Von einer Erektionsstörung spricht man, wenn der Betroffene nicht in der Lage ist, eine ausreichend steife / ausreichend lang anhaltende Erektion für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr zu erreichen. Der Begriff Impotenz ist ein Überbegriff, der Erektionsstörungen mit einschließt, aber das Problem weiter fasst und zum Beispiel auch andere Dysfunktionen wie Zeugungsunfähigkeit mit einschließt.

Wann sollte man bei Erektionsstörungen zum Arzt gehen?

Ärzte sprechen von erektiler Dysfunktion (ED), wenn Erektionsstörungen länger als 6 Monate anhalten und während dieser Zeit in 70 Prozent der Versuche keine ausreichende Erektion erreicht werden kann. Spätestens dann solltest Du eine Arztpraxis aufsuchen.

Welche körperlichen Ursachen für Erektionsstörungen gibt es?

Die körperlichen Ursachen für eine erektile Dysfunktion können sehr vielfältig sein. Zu den häufigsten zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurologische Erkrankungen, ein hormonelles Ungleichgewicht, Nebenwirkungen von Medikamenten, übermäßiger Tabak- und / oder Alkoholkonsum und organische Schäden im Genital- und Beckenbereich. Da die Ursachen so vielfältig sein können, sollten sie immer gründlich in einer Arztpraxis abgeklärt werden.

Zu welchem Arzt sollte ich gehen, wenn ich glaube, meine Erektionsstörungen haben psychische Ursachen?

Dein Hausarzt oder Deine Hausärztin sind in jedem Fall eine gute erste Anlaufstelle. Sie können bereits erste Voruntersuchungen durchführen und Dich bei Bedarf an einen Facharzt / eine Fachärztin oder einen Psychotherapeuten / eine Psychotherapeutin überweisen.

Quellenangaben
Links

1. Brotto, L. A. (2009). The DSM Diagnostic Criteria for Sexual Aversion Disorder. Archives of Sexual Behavior, 39(2), 271–277. https://doi.org/10.1007/s10508-009-9534-2

2. Tran, J. K., Dunckel, G., & Teng, E. J. (2015). Sexual Dysfunction in Veterans with Post-Traumatic Stress Disorder. ˜the œJournal of Sexual Medicine, 12(4), 847–855. https://doi.org/10.1111/jsm.12823

3. Wang, S., Chien, W., Chung, C., Tzeng, N., & Liu, Y. (2021). Posttraumatic stress disorder and the risk of erectile dysfunction: a nationwide cohort study in Taiwan. Annals of General Psychiatry, 20(1). https://doi.org/10.1186/s12991-021-00368-w

4. Liu, Q., Zhang, Y., Wang, J., Li, S., Cheng, Y., Guo, J., Tang, Y., Zeng, H., & Zhu, Z. (2018). Erectile Dysfunction and Depression: A Systematic Review and Meta-Analysis. ˜the œJournal of Sexual Medicine, 15(8), 1073–1082. https://doi.org/10.1016/j.jsxm.2018.05.016

5. Ciaccio, V., & Di Giacomo, D. (2022). Psychological Factors related to Impotence as a sexual dysfunction in young men: A literature scan for noteworthy research frameworks. Clinics and Practice, 12(4), 501–512. https://doi.org/10.3390/clinpract12040054

6.Müller, I., & Felchner, C. (2019, January 17). Impotenz. NetDoktor. https://www.netdoktor.de/symptome/impotenz/

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